Unser Fund stammt aus einem verfüllten hochmittelalterlichen Keller von der Grabung Burgtheaterparkplatz. Es handelt sich dabei um die eiserne Spitze eines Armbrustbolzens, von dem sich der hölzerne Schaft nicht erhalten hat. Das Objekt zählt zu den Tüllengeschossspitzen, d.h. die Spitze greift mit einer Tülle über den vorne zugespitzten Holzschaft. Es besitzt einen quadratischen Blattquerschnitt und ein spitzpyramidales Profil. Geschossspitzen dieses Typs datieren allgemein ins 13. bis 15. Jahrhundert und gehören in Westeuropa zur weit verbreitetsten Art. Armbrust und Bogen gehörten im Mittelalter zu den wichtigsten Fernwaffen und waren oft von kriegsentscheidender Bedeutung. Armbrüste hatten zwar eine erheblich höhere Durchschlagskraft, standen aber hinter dem Bogen was die Geschwindigkeit des Nachladens angeht, weit zurück. Bei der Jagd auf Großwild waren sie im Hoch- und Spätmittelalter ebenfalls sehr beliebt und boten gegenüber dem Bogen einen entscheidenden Vorteil. So konnte der Jäger mit gespannter Armbrust, ohne eine Dauerbelastung für den Arm, sofort aus jeder beliebigen Lage, selbst aus einem Dickicht heraus, feuern.
Im Westwerk von St. Patrokli, wo sich im Mittelalter die städtische Rüstkammer befand, wurden Mitte des 20. Jahrhunderts bei Aufräumarbeiten über 40.000 Armbrustbolzen und Geschossspitzen aus dem 14. bis 16. Jahrhundert entdeckt. Ca. 25.000 davon sind heute noch vorhanden und werden im Soester Osthofentormuseum ausgestellt.