Eine der größten Brandkatastrophen, die sich in Soest während des Dreißigjährigen Krieges ereignete, fand am 19. September 1636 statt, als der kaiserliche Feldmarschall Graf Johann Wenzel von Götz die Stadt eroberte. Im Vorfeld wurde Soest mit Feuerkugeln beschossen, die eine solche Feuersbrunst auslösten, dass - zeitgenössischen Quellen zufolge - an die 400 Gebäude zerstört wurden. Ein solches Schicksal könnte auch einem Haus an der Schonekindstraße, direkt hinter der Stadtmauer, widerfahren sein, dessen mit Brandschutt verfüllter Keller von der Stadtarchäologie aufgedeckt werden konnte. Zahlreiche Funde aus der Kellerverfüllung belegen eine Zerstörung des Hauses in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Darunter befand sich auch eine Eisenkugel, die als Kanonenkugel interpretiert werden kann. Das Stück ist massiv gegossen, was eine Verwendung als Granate, die sprengstoffgefüllte Hohlkugeln waren, ausschließt. Ein 0,8 cm großes Loch könnte vom Herstellungsprozess stammen oder aber auf die Nutzung des Objektes als Teil eines Kettengeschosses hinweisen. Dabei wurden zwei Kugeln mit einer Kette verbunden, die nach dem Abschuss in Rotation gerieten und so erhebliche Schäden verursachten. Bis in das 19. Jahrhundert verwendete man solche Geschosse zur Vernichtung von Takelage und Segeln von Schiffen. Schriftliche Quellen belegen allerdings, dass bereits im Dreißigjährigen Krieg Kettenkugeln auch gegen feindliche Infanterie oder Kavallerie eingesetzt wurden. Unser Stück gehört vom Kaliber und Gewicht eher zu den Feld- als zu den Belagerungsgeschützen. Im Soester Burghofmuseum lassen sich Geschosskugeln verschiedenen Materials und Kalibers besichtigen.