Mit dem Begriff Stuck bezeichnet man alle Arten von aus Kalk oder Gips gebildeten plastischen Ausformungen an und in Gebäuden. Der Begriff selbst leitet sich von dem italienischen Wort stucco ab. In den 1990er Jahren führte die Stadtarchäologie auf dem Gelände des ehemaligen Dominikanerinnenklosters Paradiese umfangreiche Ausgrabungen durch. Im ehemaligen Westflügel wurden in den älteren Abbruchschichten zahllose renaissancezeitliche Stuckfragmente geborgen, die in den Boden kamen als der Westflügel in der Barockzeit umgestaltet wurde. Erkennbar sind viele menschliche Gesichter und Körperteile unterschiedlicher Größe, florale Dekorelemente und Tiere. Auch Reste von Bemalung blieben erhalten. Der Stuck gehörte zu formenreichen Wand- und Deckenverzierungen, die aus den kleinteilig zerbrochenen Fragmenten leider bisher nicht rekonstruiert werden konnten. Wahrscheinlich wird es sich um biblische Szenen gehandelt haben, deren Vorbilder z. B. in der zeitgenössischen Druckgrafik zu suchen sind. Auf dem Hauptbild erkennt man ein weibliches Gesicht mit Krone. Da es sich um das größte im Fundkomplex erhaltene Gesicht handelt, gehört es möglicherweise zu der Darstellung einer gekrönten Maria, die besonders ab der Zeit der Gegenreformation, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, häufig als hoheitsvolle Herrscherin dargestellt wurde.