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Pietà

Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf Kunst des Mittelalters und der frühen Neuzeit [81/614]
Pietà (Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Maria sitzt auf einer Rasenbank und hält den Leichnam ihres Sohnes auf dem Schoß. Ihr Blick ruht auf seinem Gesicht und lädt den Betrachter dazu ein, es ihr gleichzutun. Maria scheint den toten Körper mühelos halten zu können, was im Widerspruch zur realen Schwere eines toten Körpers steht. Auch das Schweben von Christi Füßen unterstreicht diesen Eindruck.
Bei der Betrachtung des Bildwerks fallen die beiden optischen Schwerpunkte über den Knien Mariens ins Auge: Über dem rechten Knie befindet sich die Seitenwunde und darunter Christi rechter Arm. Über dem linken Knie berühren sich die Hände von Mutter und Sohn. Eine weitere Betonung liegt auf dem Wundmal der rechten Hand. Unmittelbar darüber bildet der Mantel Mariens eine markante Schüsselfalte. Wer das Andachtsbild kniend betrachtet, hat das Wundmal unmittelbar vor Augen.
Das plastische Andachtsbild der Pietà entstand um 1300 im deutschsprachigen Raum. Seine Genese ist vor allem in Zusammenhang mit der wachsenden Bedeutung der Passionsfrömmigkeit zu sehen. Die Verkörperung des Mutterschmerzes und des Leidens Christi ist in den frühen Bildwerken herb. Stilistisch trägt die hier betrachtete Skulptur Züge des weichen Stils. Die Trauer Mariens ist still und verhalten. Sie dient dem andächtigen Betrachter als Vorbild für eine kontemplative Betrachtung des Leidens Christi.
Seit Entdeckung der Spiegelneuronen in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts weiß man, dass die Beobachtung einer bestimmten Körperhaltung dazu führt, unbewusst die gleiche Haltung oder Mimik einzunehmen. Diese neurophysiologische Erkenntnis des ausgehenden 20. Jahrhunderts liefert die naturwissenschaftliche Erklärung, warum Bilder, die im Sinne der imitatio pietatis ein nachzuahmendes Modell für den Betrachter anboten, die beabsichtigte Wirkung tatsächlich erzielten.
Mit Blick auf den ursprünglichen Standort des Bildwerks stellt sich Frage, ob das Vesperbild in der Abteikirche aufgestellt war und zum gleichnamigen Stundengebet - der Vesper - den Mönchen zur Vergegenwärtigung des letzten Abschieds der Mutter zur beginnenden Abendzeit diente, also neben seiner Andachtsbildfunktion auch in einem liturgischen Kontext stand.

Lindenholz, rückseitig ausgehöhlt, barocke Farbfassung teilweise freigelegt, Fehlstelle am Kopf Mariens, Anstückungen am Kopf Christi und am Sockel links.

Material/Technik

Holz (Linde), vergoldet

Maße

HxBxT: 93 x 56 x 32 cm

Literatur

  • Jutta Desel, Andrea Brockmann, Bennie Priddy, Andreas Priever (2011): Museum Abtei Liesborn - Museumsführer. Bielefeld
Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf

Objekt aus: Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf

Das Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf befindet sich in der barocken Abtresidenz der ehemaligen Benediktinerabtei in Liesborn. Die...

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