Die Figurengruppe mit den allegorischen Darstellungen der vier Jahreszeiten wurde von Johann-Joachim Kändler gestaltet, dem wichtigsten Modelleur der Meißner Porzellanmanufaktur, die August der Starken 1710 gründete. Von diesem wurde Kändler bei seiner Arbeit als Bildhauer am "Grünen Gewölbe" (Kunstkammer in Dresden) entdeckt. Kändler erhielt als Sohn eines Pfarrers von diesem eine geistige Ausbildung und damit auch die Liebe zur klassischen Antike. So greift jede der vier Figuren antike Motive auf und wird von einem Cupido als Träger des jahreszeitlichen Attributes begleitet. Darüberhinaus scheinen die Figuren von den sinnlichen Erfahrungen der Jahreszeiten belebt, der Frühling zeigt die Freude am Duft der ersten Blüten, der Sommer die volle Kraft der Kornähren, der Herbst den Genuß an den reifen Weintrauben und zuletzt der Winter, der sich der Kälte beugt. Frühling und Sommer sind weibliche Figuren mit spielerisch galanten erotischen Andeutungen, wobei das klassische Bildmittel von Stand- und Spielbein, bis hin zur dynamischen Bewegung der Kleidung, perfekt umgesetzt ist. Durch die Qualität und die Menge seiner Entwürfe prägte Kändler den Zeitgeschmack des europäischen Barocks maßgeblich mit und war neben Franz Anton Bustelli (1723 - 1763), dem Meister der Nymphenburger Porzellanmanufaktur der angesehendste Porzellanmodelleur Europas.
D. N.
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