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Archäologisches Museum der Universität Münster Die Abgusssammlung antiker Skulpturen [A 374]
Grabstein des Rheinschiffers Blussus und seiner Frau Menimane (Archäologisches Museum der WWU Münster CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Archäologisches Museum der WWU Münster / Robert Dylka (CC BY-NC-SA)
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Grabstein des Schiffers Blussus und seiner Frau Menimane

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Beschreibung

Das Original dieses Gipsabgusses, welches 1848 auf dem Gebiet der ehemaligen keltisch-römischen Siedlung von Mainz-Weisenau (ca. 4. Kilometer rheinaufwärts von Mainz) gefunden wurde, befindet sich im Landesmuseum in Mainz (Inv. Nr. S 146). Der Abguss ist ein Geschenk des LWL-Industriemuseums Lage.
Die Münsteraner Kopie gibt nur die Vorderseite des Grabsteines wieder. Im Original trägt der Grabstein auf der Rückseite ein weiteres Relief, das ein Schiff abbildet, sowie eine zweite Inschrift, die in ihrem Wortlaut nahezu identisch zu derjenigen auf der Vorderseite ist.
Das Relief zeigt (wie sich der Inschrift entnehmen lässt) den im Alter von 75 Jahren verstorbenen Blussus neben seiner Frau Menimane sitzend. Im Hintergrund ist die Figur eines jungen Mannes erkennbar, bei der es sich wahrscheinlich um den Sohn Primus oder um den Haussklaven Satto handelt. Letzterer ist, wie uns die Inschrift mitteilt, an selber Stelle beigesetzt worden.
Menimane lässt den Grabstein noch zu ihren Lebzeiten anfertigen, errichtet wird er schließlich nach dem Tod der Eltern im Namen des Sohnes.
Das auf der Rückseite abgebildete Schiff sowie die in der Inschrift beigefügte Bezeichnung "nauta" (Schiffer, Reeder) lassen darauf schließen, dass Blussus von Beruf Schiffer ist, der offenbar Handel mit dem römischen Militär bzw. in dessen Auftrag betreibt. Blussus ist vermutlich um 50 n. Chr. verstorben, d. h. er erlebt vermutlich 13. v. Chr. als junger Mann die Gründung von Mogontiacum (dem heutigen Mainz): Da dieses in der Folge zu einem der bedeutendsten römischen Militärstützpunkte in Germanien avanciert, profitiert Blussus offenbar von der Notwendigkeit des Schiffsverkehrs und gelangt zu beträchtlichem Wohlstand.
Die Bildsprache des Reliefs führt sehr anschaulich die im 1. Jh. n. Chr. bereits stark vorangeschrittene Verschmelzung von römischer und einheimisch-keltischer Kultur vor Augen:
Blussus ist in einen dem heutigen Poncho ähnlichen Kapuzenmantel (paenula) gekleidet, während Menimane eine aufwändige Tracht trägt, die aus mindestens drei übereinanderliegenden Gewändern sowie reichhaltigem Schmuck besteht. Sowohl die Kleidung als auch die Personennamen weisen die Dargestellten als Angehörige der keltischen Bevölkerung von Mainz-Weisenau aus.
Die Familie des Blussus stellt sich darüber hinaus ganz im Stile römischer Bürger dar, wovon nicht nur die Gestalt des typisch römischen Grabsteines zeugt: Blussus hält in seiner Linken einen Geldbeutel, der seinen erworbenen Reichtum versinnbildlicht und ihn somit als ehrbaren Geschäftsmann kennzeichnen soll. Menimane hingegen trägt in ihrer Rechten ein Wollknäuel und in der Linken Spindel und Rocken, während auf ihren Knien ein Schoßhündchen liegt. Sie wird somit als sittsame und tugendhafte "Vorzeige-Hausfrau" präsentiert.
In nahezu idealisierter Weise zeichnet die Darstellung das idyllische Bild von einer rechtschaffenen, bürgerlichen "Musterfamilie".

Material/Technik

Gips

Maße

H: 1, 56 m; B: 92 cm; Dm: 27 cm.

Literatur

  • W. Boppert (1992/93): Der Blussusstein - Das Grabmal eines einheimischen Aufsteigers, Mainzer Zeitschrift 87/88, 1992/93, 345 - 378. Mainz
  • W. Selzer (1988): Römische Steindenkmäler. Mainz in römischer Zeit. Katalog zur Sammlung in der Steinhalle. Mainz

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Archäologisches Museum der Universität Münster

Objekt aus: Archäologisches Museum der Universität Münster

Das Archäologische Museum der Universität Münster - bestehend seit 1884 - bietet mit seiner umfangreichen Sammlung für alle Interessierten spannende...

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