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Museum Wendener Hütte [o. Inv.]
Gusseiserne Großvase aus dem Amphitheater mit Grabtumben zu Berg und Tal, Kleve (Museum Wendener Hütte CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum Wendener Hütte (CC BY-NC-SA)
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Gusseiserne Großvase aus dem Amphitheater mit Grabtumben zu Berg und Tal, Kleve

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Beschreibung

Seit zweieinhalb Jahren befindet sich im Museum Wendener Hütte eine gusseiserne Großvase, die für die großzügige Grabanlage des Fürsten Moritz von Nassau-Siegen um 1663 hergestellt wurde.
Es handelt sich um eine Leihgabe aus Privatbesitz, die ihren Platz auf dem unteren Möllerboden der Hüttenanlage gefunden hat.
Johann Moritz Fürst von Nassau-Siegen, genannt der "Brasilianer" wurde am 17. Juni 1604 in Dillenburg geboren, er verstarb am 20. Dezember 1679 in Berg und Tal bei Kleve. Als General-Gouverneur der Besitzungen der Niederländischen Westindien-Kompanie in Brasilien eroberte er einen großen Teil dieses Landes. Seine umfangreiche, in Brasilien zusammengetragene naturhistorische und ethnographische Sammlung veränderte durch ihre Verbreitung an den europäischen Fürstenhöfen das Bild der Neuen Welt. Eindrucksvolle bildnerische Zeugnisse dieser Expedition sind durch den Maler Frans Post (1612-1680) erhalten geblieben.
Bei seiner Rückkehr nach Europa wurde er sowohl Kommandant der rechtsrheinischen niederländischen Festungen als auch brandenburgischer Statthalter in Kleve und Mark.
Seine große Leidenschaft galt der Bau- und Gartenkunst, durch die Umgestaltung der klevischen Residenz, die auch seine eigene Grabanlage umfasste, gewann er großen Einfluss auf den preußisch-brandenburgischen Klassizismus.
Im Jahre 1663 ließ er in einem Park bei der klevischen Residenz ein Grabmonument errichten, in dem er jedoch nicht beerdigt wurde; sein Grab befindet sich in Siegen. Ein zeitgenössischer Bericht beschreibt den
"… eine kleine halbe Stunde von der Stadt gelegenen sehr plaisirlichen Ort/ Berg und Thal genennet/ allwo gelehrte und ungelehrte ein großes Vergnügen finden: Die ordentlich rangirten und eingemauerten Römischen antiquitäten/ wie auch dero auff den Fürstl. Naussauischen eisernen monumentis sepulchralibus befindliche inscriptionum; Die ungelehrte aber in Besichtigung dero auff sonderliche Ahrt gebaueten Häuser und Kammern/ in welchen ein so großer Fürst Sein Leben geendiget/ in gleichen der anmütigen plantagen und anderer schau-würdigen curiositäten" (zitiert nach: Friedrich Gorissen: Conspectus Cliviae. Die klevischen Residenz in der Kunst des 17. Jahrhunderts, Kleve 1964, S.66).
Zwei viertelrunde hohe Mauern bilden zusammen ein Halbrund, in dessen Scheitelpunkt ein breiter Durchlass den Blick auf die rchteckige Grabtumbe frei gibt. An den Mauern waren und sind nach der Restaurierung auch heute wieder, die erwähnten "Antiquitäten", wie zum Beispiel antike Reliefs und Keramiken angebracht.
Auf den Mauerkronen waren acht (?) gusseiserne Vasen postiert. Diesen Schmuckvasen sind mit der Zeit bis auf eine, verloren gegangen und man hat sie durch Repliken ersetzt. Die eine, im Original erhaltene Vase zeigt das Wappen Johann Moritz von Nassau’s. Sie hat eine Höhe von 80 cm und einen Durchmesser von 1 Meter.
Sie weist gegenüberliegend zwei Gussnähte auf.
Der künstlerische Entwurf der Vasen geht auf Pieter Post (geb. 1608 in Haarlem, gest. 1669 in Den Haag) zurück während der Eisenguss durch Herman Pithan in Siegen erfolgte.
Pieter Post war ein holländischer Architekt, Ingenieur und Maler, der zusammen mit seinem Bruder Frans den Grafen Johann Moritz auf seiner Expedition nach Brasilien begleitet hatte. In seinem Auftrag ließ er die Schwanenburg, das Wahrzeichen der Stadt Kleve in den Jahren 1663 - 1669 in ein schlichtes niederländisches Barockschloss umbauen.
Herman Pithan war einer der bekanntesten Vertreter des Siegerländer Eisengusses. Die Stadt Siegen und ihr Umland waren seit dem ausgehenden Mittelalter hochangesehene Zentren des Eisengusses. Gegossen wurden Ofenplatten mit Wappen oder biblischen Darstellungen. Dabei arbeiteten die Gießer mit überregional tätigen Formschneidern und Künstlern zusammen.
Die Zuschreibung an Herman Pithan ist gesichert. So trägt die Eisenplatte der großen Grabtumbe die Signatur des Gießers: "SIGENAE FUSUM PER HERMANNUM PITHAN" sowie die Jahreszahl 1663.
Die dekorative Vase ist ein sehr interessantes Beispiel für den Eisenkunstguss des 17. Jh. Sie verweist auf das Fürstenhaus Nassau-Siegen und gibt einen Eindruck von der hoch entwickelten Technik des künstlerischen Eisengusses in Siegen.

Material/Technik

Gusseisen

Maße

H: 0,80 m; Durchmesser: 1 m

Museum Wendener Hütte

Objekt aus: Museum Wendener Hütte

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