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Südsauerlandmuseum Attendorn Skulpturen des Mittelalters 1200 -1550 [170]
Skulptur: Hl. Elisabeth von Thüringen (Südsauerlandmuseum Attendorn CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Südsauerlandmuseum Attendorn (CC BY-NC-SA)
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Skulptur Hl. Elisabeth von Thüringen

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Beschreibung

Die Figur zeigt die hl. Elisabeth von Thüringen, dem Betrachter frontal zugewandt auf einem grünen Erdhügel stehend. Dass es sich bei dieser Holzskulptur um diese historische Person handelt, ist an ihrem Attribut, den Brotlaiben und an der vornehmen Kleidung zu erkennen. Die ungarische Königstochter Elisabeth lebte seit 1211 auf der Wartburg und wurde vierzehnjährig mit dem Landgrafen Ludwig von Thüringen vermählt. Nach dem frühen Tod ihres Mannes während des Kreuzzuges 1227 ging sie als Terzianerin des 3. Ordens des hl. Franziskus nach Marburg, gründete ein Hospital, widmete sich der Krankenpflege und starb bereits 1231. Schnell entwickelte sich ein Kult um die mildtätige Frau, zu deren Lebzeiten sich bereits zahlreiche Wunder zugetragen haben sollen. Papst Gregor IX. sprach sie 1235 auf Betreiben ihres einflussreichen Schwagers heilig und man übertrug ihre Gebeine in die Elisabethkirche in Marburg.

Es ist charakteristisch für die Kunst des Mittelalters, dass Heiligenfiguren in der Tracht der Entstehungszeit gekleidet werden. Die Heilige trägt ein figurbetontes Kleid, das durch kostbare Details und Farbenreichtum auffällt. Die in Falten liegenden Ärmel mit weitem Aufschlag sind durch perlenbesetzte Schmuckreifen am Oberarm zusammengehalten. Am rechteckigen Halsausschnitt des Kleides, an den Handgelenken und unter dem Rock schaut das rosafarbene Unterkleid hervor. Ihre schmale Taille wird durch einen roten Gürtel betont. Die Frau mit vollen Wangen, einem kleinen Mund und schmalen Augen trägt einen Turban, der aus verschiedenen roten und weißen Stoffbahnen gebildet und mit Perlen und Steinbesatz verziert ist. Ein breites, fest um das Kinn gelegtes Band hält den Kopfputz und erinnert an die mittelalterliche Kleidungsordnung, nach der verheiratete Frauen eine Kinnbinde trugen. Unter dem Turban trägt sie eine einfache, hellblaue Haube, die ihre Haare völlig verdeckt. Ein weiteres Zeichen ihrer vornehmen Herkunft ist die schwere Gliederkette, die sich um ihr Dekolletee. Der runde Anhänger liegt wie eine Schmuckschließe auf dem Gürtel. Einen ähnlichen Kopfschmuck und eine lange Gliederkette trägt auch eine um 1530 am Niederrhein entstandene Heiligenfigur in der Kapelle in Erkelenz-Wockerath, die wohl unter dem Einfluss Henrik Douwermans entstanden ist.
Der modische Detailreichtum erinnert an Werke der niederrheinischen Bildschnitzkunst der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Jedoch wirkt die Gewandfaltenbildung der Attendorner Elisabeth schematischer und unorganisch: Die hochgeschobenen Ärmel wie der Turban zeigen alternierend angesetzte, kerbenartige Faltenmotive. Der Verlauf des Rocksaums entspricht nicht dem hochgenommenen Stoff. Die sich über dem linken Bein entwickelnden schlüsselartigen Falten zeigen keine Knicke und Brüche, wie sie uns aus der Spätzeit der Gotik geläufig sind, sondern wellenartige Schwünge und Rundungen, die bereits auf nachgotisches Formengut weisen. Somit ist anzunehmen, dass die hl. Elisabeth als spätestes Stück mittelalterlichen Gedankenguts in der frühen Neuzeit in eier westfälischen Werkstatt entstanden ist.
Das Inventar des Südsauerlandmuseums nennt Kloster Ewig als Herkunftsort der Heiligenskulptur. Ihre Entstehungszeit fällt in eine Phase der Klostergeschichte, die in den Quellen nur wenig Niederschlag gefunden hat. Am Ende des Mittelalters, in dem das Kloster auch mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, begann eine Zeit der Konsolidierung, die durch Schenkungen sowie Erwerb von Ländereien und Besitzungen dem Kloster zu mehr Wohlstand verhalf und zu einer Blüte in der Barockzeit führte. Näheres über Erwerb und Funktion der Heiligenfigur im Kloster ist nicht bekannt. Die Aufstellung der hl. Elisabeth in einem Altarensemble ist ebenso denkbar, wie die Einzelaufstellung im Kirchenschiff.

Material/Technik

Holz / farbig gefasst

Maße

H 61 cm, B 18 cm, T 15,5 cm (ohne Sockelplatte 2 x 20 x 15 cm)

Literatur

  • Arens, Andrea (Bearb.) (2008): Skulpturen des Mittelalters 1200 bis 1550 : die Sammlungsbestände des Südsauerlandmuseums Attendorn / Hrsg. Südsauerlandmuseum, Museum für Kunst- und Kulturgeschichte des Kreises Olpe in Attendorn. Berlin, S.50-51
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Südsauerlandmuseum Attendorn

Objekt aus: Südsauerlandmuseum Attendorn

Der volle Name des Museums lautet "Südsauerlandmuseum Attendorn - Museum für Kunst- und Kulturgeschichte des Kreises Olpe in Attendorn" Das...

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