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Städt. Hellweg-Museum Geseke Bildende Kunst / Portrait Ausstellungsstück des Monats [0000.303]
Gemälde "Ehemann Haken" (Städt. Hellweg-Museum Geseke CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Städt. Hellweg-Museum Geseke / Alexander Arens (CC BY-NC-SA)
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Gemälde: Ehemann Anton Haken

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Beschreibung

Brustbild von Anton Haken vor einem unifarbenen Hintergrund in Umbra. Aus Betrachtersicht ist der Körper leicht nach links gewendet. Der Herr trägt einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd. Das fülliges Gesicht befindet sich oberhalb der Bildmitte. Der Mann hat eine Halbglatze und einen tief ansetzenden Vollbartkranz. Die Malweise ist naturalistisch.

Anton Haken ist am 12.1.1818 in Geseke als zweites Kind der Eheleute Arnold Joseph Haken und Anna Maria Menne geboren. Die Eltern sind wohl erst vor der Geburt ihrer 1816 erstgeborenen Tochter Maria Gertrud nach Geseke gekommen; jedenfalls sind die Geburten der beiden Kinder die frühesten Eintragungen in den Geseker Kirchenbüchern. Nach den Anmerkungen zu den Geburten stammen die Eltern von Joseph Arnold Haken (+1858) und Anna Maria Menne (+1853) aus Wewelsburg. In den dortigen Kirchenbüchern finden sich allerdings die Namen Haken und Menne nirgends.
Die Familie der am 22.2.1828 in Geseke geborenen Ehefrau lässt sich zuverlässig bis zur Eheschließung ihrer Großeltern Heinrich Engels und Gertrud Bömer 1784 in Geseke zurückverfolgen. Die Familien waren aber weitaus länger in Geseke ansässig.
Anton Haken hatte in Geseke zunächst eine Bäckerlehre erfolgreich abgeschlossen. Als Geselle unternahm er im Jahre 1837 eine mehrjährige Reise nach Bayern, Tirol und Italien. Nach den Aufzeichnungen seines Sohnes Conradi (*4.1.1871) hat sein Vater die ganze Strecke zu Fuß zurückgelegt.
In Bayern hat Anton Haken das Bierbrauen gelernt und führte dies nach seiner Rückkehr nach Geseke mit gleichzeitiger Gründung seiner Gastwirtschaft im Hause Hellweg 1 ein. Die Brauerei musste 1873 der Konkurrenz der Großbrauereien weichen.
In den Aufzeichnungen seines Sohnes Conrad wird Anton Haken als ein Mann von „großem geistigen Weitblicke“ beschrieben. In der Zeit des Kulturkampfes trat er als leidenschaftlicher Vorkämpfer des politischen Katholizismus und der Zentrumspartei auf. Er war Magistratsmitglied, musste aber bei der Unerschrockenheit, mit der er die Politik Bismarcks bekämpfte, dieses Amt niederlegen. Seine Weltanschauung hat er in der epischen Dichtung „Die Propheten des Zeitgeistes“ niedergelegt.
Außerdem hat er sehr viele Gedichte verfasst, sein letztes kurz vor seinem Tode im Jahr 1905:

Mein Schifflein will sinken.
Es ist schon so alt.
Mein Rufen und Winken
Lässt alle so kalt.

Man will nicht verstehen,
Es wird nicht erkannt.
Herr, höre mein Flehen
Und reich mir die Hand

Anton und seine zweite Ehefrau Gertrud Engels heirateten am 28.11.1854 in Geseke. Seine erste
Ehefrau war 1852, ein Jahr nach der Geburt des sechsten Kindes, verstorben. Ihr Sohn Conrad hat über seine Eltern geschrieben:
„Mein Vater besaß, wie schon seine charaktervollen Gesichtszüge verrieten, Energie und Geistesgaben, die ihn zweifellos auch in einem Studienberufe hohe Befriedigung hätten finden lassen. Sein ernstes Wesen und sein achtunggebietendes Äußeres ließen nicht schnell ein leicht vertrauliches Verhältnis zu ihm aufkommen und ihn in den Augen mancher vielleicht zu strenge erscheinen. In Wirklichkeit besaß er bei einem bescheidenen Wesen ein warm empfindendes Herz und eine nie versagende Treue gegenüber seinen Freunden. Er war ein besonderer Verehrer der Gottesmutter. Während meinen Vater mehr die Fragen geistiger Richtung in Anspruch nahmen, war Mutters Lebenselement die freudige Sorge um Haus und Hof. Ein großes Hauswesen mit Tageswirtschaft, eine einfache aber vorzüglich geführte Küche, drei Gärten und ein ausgedehnter Landbesitz, alles war stets in bester Ordnung. So ergänzten sich beide und dazu in einer so schönen vorbildlichen Harmonie, dass ich in ihrer mehr als fünfzigjährigen glücklichen Ehe niemals ein lautes Streit- oder ein Wort ernsten gegenseitigen Tadels vernommen habe.“

Beide Eheleute sind im Jahr 1905 gestorben, Gertrud im Februar, Anton im Oktober. Mit seiner Ehefrau Gertrud hatte Anton Haken neun weitere Kinder, von denen zwei Töchter, Antonette (*19.2.1859) und Louise (*23.1.1863) kurz nach der Geburt verstorben sind. Mit den übrigen und den überlebenden drei Kindern aus der ersten Ehe lebten Anton und Gertrud trotz der dem Zeitgeist entsprechenden streng konservativen Grundhaltung ein geradezu modernes und liberales Familienleben. Auch die Beziehung zu den Kindern war vom gegenseitigen Vertrauen geprägt. Der Tochter aus erster Ehe, Francisca (*27.09.1851) ist im Elternhaus geblieben und hat sich „mit rührende Fürsorge ihrer kleinen Halbgeschwister angenommen“.

Der Sohn Anton (*5.9.1864 +31.7.1944), entschied sich seiner Neigung entsprechend für die Landwirtschaft und blieb in Geseke. Drei Söhne haben nach dem Besuch der Rektoratsschule in Geseke und des Gymnasiums Theodorianum in Paderborn mit Unterstützung aus einer Familienstiftung studiert. Wilhelm (*4.5.1867) wählte Theologie und wurde Priester. Er verfasste ein
1926 erschienenes Büchleinii, in dem er die Verhältnisse der im ehemaligen Franziskanerkloster befindlichen Provinzial-Pflegeanstalt beschrieben hat. Theodor (*4.1.161) besuchte das Lehrerseminar in Büren und war in diesem Berufe zeitlebens tätig. Der bereits erwähnte Sohn Conrad studierte in Berlin Geodäsie. Seine „Jugenderinnerungen!“ sind größtenteils Grundlage
dieser Ausführungen Über den Sohn Johann Joseph (*1857) ist nichts bekannt. Die älteste Tochter Johanna (*17.10. 1855) heiratete den Tischlermeister Heinrich Hollenhorst aus der Düsteren Gasse. „Sie widmete sich neben ihrer Familie auch mit besonderer Liebe den stetigen kleinen Sorgen um die Ausschmückung des Antonius in der Klostermauer, dem Eingang Ihres Wohnhauses gegenüber.iii Johanna verstarb 1890. Schon während ihrer Krankheit vor dem Tod und danach hat die erwähnte Tochter Francisca in der Familie Hollenhorst die Mutter ersetzen müssen. Die jüngste Tochter der Eheleute Haken, Anna (*10.11.1872) wurde Ordensschwester bei den Vinzentinerinnen in Paderborn und starb 1910.
Von der Enkelgeneration der Eheleute Anton und Gertrud Haken sind nur die drei Kinder der Tochter Johanna bekannt, die wegen Heirat (Maria, meine Großmutter *1882) oder Beruf (Josef *1883 und Franz *1887) Anfang des 20. Jahrhunderts Geseke verließen.

Wann und von wem die beiden Gemälde – ursprünglich wohl Eigentum der abgebildeten Eheleute – dem Museum übergeben wurden, ist unbekannt.

i Conrad Haken, Jugenderinnerungen aus dem Paderbornerlande, 1938
ii Profr. Wilhelm Haken, Aus einem Hause der Hoffnungslsoen, Paderborn 1926
iii Conrad Haken aaO. Die Antoniusfigur ist im Juni 2022 von einem Urenkel von Johanna Hollenhorst, Heinrich Kemper, erneuert worden.

Ausstellungsstück des Monats Juni 2022

Material/Technik

Gemalt

Maße

H 65,5 / 72 cm; B 48,5 / 55 cm

Städt. Hellweg-Museum Geseke

Objekt aus: Städt. Hellweg-Museum Geseke

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