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Südsauerlandmuseum Attendorn Skulpturen des Mittelalters 1200 -1550 [1365]
Skulptur Thronender Bischof (Südsauerlandmuseum Attendorn CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Südsauerlandmuseum Attendorn / Ralf Breer (CC BY-NC-SA)
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Skulptur Thronender Bischof

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Beschreibung

Der Bischof sitzt frontal zum Betrachter auf einer Thronbank und hält die rechte Hand mit dem Segensgestus erhoben. Mit der Linken hielt er den Bischofsstab, der heute verloren ist. Gekleidet ist der Geistliche in der typischen Bischofstracht mit Albe, Dalmatik und Kasel, über welcher die kragenförmige Parura liegt. Die langen glatten Bänder der Mitra reichen bis auf den Rücken hinab.
In seinem gesamten Erscheinungsbild hat die im Südsauerlandmuseum ausgestellte Bischofsfigur große Ähnlichkeit mit dem um 1330-1340 entstandenen thronenden Bischof des Schnütgen-Museums Köln und dem etwa zur gleichen Zeit gefertigten Bischof der Kirche St. Ursula in Köln. Die Gewandfaltengestaltung der einst in Olpe verehrten Skulptur gibt Rückschlüsse auf ihre Entstehungszeit, die wohl etwas später als die Kölner Figuren anzusetzen ist. Wie bei den Kölner Figuren ist auch hier der am Oberkörper eng anliegende Stoff auffällig, der wenige, sehr flache Schüsselfalten ausbildet. Diese sind jedoch wulstiger und nicht so scharfkantig ausgeformt. Den Beinbereich der Olper Bischofsfigur prägen vor allem die beiden großen Zugfalten, die sich, röhrenförmig gestaltet, in weichem Schwung diagonal bis zum Boden erstrecken. Markant ist weiterhin der über dem rechten Bein eingeschlagene Stoff, der sich in eine v-förmige Gewandfalte zwischen den Knien entwickelt – ein Motiv, das auch bei der Figur des Schnütgen-Museums zu sehen ist.
Auffällige, röhrenähnliche Zugfalten und ebenso wulstig ausgearbeitete kleine Schüsselfalten bestimmen auch die Gewandgestaltung der Figuren am Grabmal des Mainzer Erzbischofs Gerlach von Nassau (gest.1371) im Kloster Eberbach im Rheingau, ebenso wie die der um 1360-1370 am Mittelrhein entstandene Muttergottes des Hessischen Landesmuseums Darmstadt. Sie scheinen der Olper Figur stilistisch näher zu stehen als die älteren Kölner Figuren.

Bei der Frage des Entstehungsgebietes der hier vorgestellten Bischofsfigur sind die vom Mittelrhein stammenden Skulpturen nicht vergleichbar. Eine größere Nähe ist zu den Kölner Figuren festzustellen. Jedoch entsprechen der kantig wirkende Kopf des in Attendorn präsentierten Bischofs, mit seinen leicht geschwollenen Augen, dem kurzen Vollbart und dem breiten, unbewegten Mund eher Vorstellungen von Figuren, die in westfälischen Werkstätten entstanden sind. Burkhard Meier verglich 1914 die Olper Skulptur mit der Holzfigur eines stehenden Bischofs in Burbecke bei Ober-Elspe, die um 1350 datiert wird. Er sieht sogar die selbe Hand bei beide Figuren geschaffen hat. Stilistisch ist die Burbecker Figur sicher mit der Bischofsskulptur aus Olpe vergleichbar. Die Zuweisung an eine Künstlerhand ist aber wohl mit Vorsicht zu äußern.

Die Skulptur des thronenden Bischofs wurde 1901 vom Landesmuseum der Provinz Westfalen aus dem Privatbesitz der Franziskanerinnen in Olpe erworben. Die Ordensgemeinschaft der Olper Franziskanerinnen, die sich vorrangig der Pflege und Erziehung von Weisenkindern widmete, ist erst 1859 auf Initiative von Aline Bonzel (erste Oberin der Klostergemeinschaft), Regina Löser und Klara Pfänder gegründet worden und bezog zunächst einige Zimmer im Haus Schürholz in der Westfälischen Straße, dann das Haus Zimmermann in der Bahnhofstraße in Olpe. Bevor die neue Kongregation unter dem Namen „Arme Franziskanerinnen von der ewigen Anbetung“ 1863 eigenständig wurde, waren die Schwestern an die Franziskanerinnen in Salzkotten gebunden. 1877 konnte die erste Kapelle errichtet werden. 1894 begann man mit dem Neubau des Mutterhauses und einer geräumigen Kapelle an der Stelle des heutigen Olper Rathauses. Der Geschichte des Olper Franziskanerinnenklosters ist zu entnehmen, dass die Figur des Bischofs hier nicht ihre ursprüngliche Aufstellung hatte. Woher die Bischofsskulptur in den Besitz der Franziskanerinnen kam ist nicht überliefert. Die einzige Kirche in Olpe, die bereits im 14. Jahrhundert bestand ist die Pfarrkirche St. Martinus. Diese seit dem 11. Jahrhundert in Quellen belegte Kirche war bis um 1700 dem hl. Johann Baptist geweiht. Es ist jedoch nicht vorstellbar, dass eine Skulptur, die vielleicht den späteren Hauptpatron der Pfarrkirche darstellt, an eine neugegründete Kongregation gegeben wurde. Wahrscheinlicher ist, dass die Holzskulptur - die für die Aufstellung in einem Altar, oder vor einer Wand gearbeitet wurde - als private Schenkung durch eine Ordensangehörige oder deren Familie nach Olpe kam. Sicher haben die Olper Schwestern die Skulptur an das Museum nach Münster verkauft, um Geld für ihre Fürsorgeprojekte zu bekommen, aber auch um die Bischofsskulptur, die nicht zu den besonders verehrten Heiligen des Klosters gehörte, in fürsorgliche Hände abzugeben.

Material/Technik

Holz

Maße

H 75 cm; B 28 cm T 26 cm

Literatur

  • Arens, Andrea (Bearb.) (2008): Skulpturen des Mittelalters 1200 bis 1550 : die Sammlungsbestände des Südsauerlandmuseums Attendorn / Hrsg. Südsauerlandmuseum, Museum für Kunst- und Kulturgeschichte des Kreises Olpe in Attendorn. Berlin, S.52-54
Südsauerlandmuseum Attendorn

Objekt aus: Südsauerlandmuseum Attendorn

Der volle Name des Museums lautet "Südsauerlandmuseum Attendorn - Museum für Kunst- und Kulturgeschichte des Kreises Olpe in Attendorn" Das...

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