museum-digitalwestfalen
STRG + Y
de
Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/4]
Reitersporn von der Raffenburg (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Reitersporn von der Raffenburg

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Auf der im unteren Lennetal bei Holthausen gelegenen Raffenburg wurden bei archäologischen Untersuchungen mehrere Reitersporen aus dem 13. und 14. Jahrhundert gefunden. Sie lassen sich unterschiedlichen Typen von Stachel- und Radsporen zuordnen. Wie das Schwert gehörten Sporen zu den Standessymbolen eines Ritters. Von der Ausbildung eines Knappen zum Ritter leitete sich der Ausspruch „sich seine Sporen erst verdienen“ ab. Im Fundmaterial der Raffenburg sind Steigbügel, schwere und teilweise versilberte Ring- und Hebeltrensen und Stollenhufeisen, wie sie Schlachtrössern angelegt wurden, sowie auch vergoldete und verzierte Schnallen und Beschläge für Sättel, Gurte und Zaumzeug vorhanden. Die teilweise aufwendige Verarbeitung und Qualität des Reiterzubehörs verweist auf die adelige Führungsschicht unter der Burgbesatzung.
Der abgebildete Reitersporn datiert in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts. Er wurde über die Ösen mit Schnallen und Lederriemen paarweise an den Fußteilen der Kettenrüstung befestigt. Der Typ des kurzen Stachelsporns war seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert verbreitet. Anscheinend wurden Reitersporen von ihren Besitzern über einen längeren Zeitraum genutzt oder wurden weitergegeben. Das Fundmaterial der Raffenburg enthält neben älteren Stachel- und Kugelstachelsporen auch Radsporen aus der zweiten Hälfte des 13. bis in das 14. Jahrhundert.
Die Raffenburg wurde vermutlich gegen Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut. Neben den Burgen Volmarstein und Syberg war sie die dritte Höhenburg der Kölner Erzbischöfe im Ruhr-Lenne-Volme-Raum. Durch die Raffenburg wurden anscheinend auch Verwaltungsaufgaben für das kölnische Territorium wahrgenommen. Darauf deutet ein urkundlich als Schultheiß bezeichneter Amtsträger unter der Burgbesatzung hin. Daneben waren mehrere adelige Burgmannen, ein Ballistarius und ein Geistlicher anwesend sowie zahlreiche Truppen, Handwerker und Einwohner vorhanden. Wahrscheinlich sollte die Burg die Ostgrenze der kölnischen Herrschaft Volmarstein sichern. Gegen 1245 entstand im Gebiet der unteren Lenne das Territorium der Grafschaft Limburg. Die Grafen von Limburg waren seit 1242 Ministeriale des Grafenhauses Berg. Dennoch standen sie 1288 in der Schlacht bei Worringen auf der gegnerischen Seite des Kölner Erzbischofs. Ihre bergischen Lehnsherren gehörten im „Limburger Erbfolgestreit“ 1283 bis 1289 gemeinsam mit den Grafen von der Mark dem Militärbündnis des Herzogs von Brabant gegen den Kölner Erzbischof und seine Verbündeten an.
Für 1282 ist ein Besuch des Erzbischofs Siegfried von Westerburg auf der Raffenburg urkundlich belegt. Das spricht für eine gewisse Bedeutung der Befestigung. Auch mussten die Burg und die zugehörigen Anlagen über eine ausreichende Infrastruktur verfügen, um den Besuch des Erzbischofs und seines großen Gefolges zu bewältigen. Im Fundmaterial der Raffenburg finden sich Ofenkacheln, Reste von Fensterblei, glasiertes Geschirr und andere Objekte. Sie belegen eine gehobene Wohnqualität und Ausstattung der Burganlage. Spinnwirtel und Schmuck deuten auf Frauen unter den Bewohnern der Burg und zugehörigen Anlagen. Das Vorgelände zeigt Bodenspuren und Überreste einer ausgedehnten Siedlung und zugehöriger Befestigungen.
Im Mai 1288 belagerte und eroberte Graf Eberhard II. von der Mark die Raffenburg. In den folgenden Jahren erfolgte der Wiederaufbau von zumindest Teilen der beschädigten Anlage. Bis gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Raffenburg als Lehen vergeben. Nach der Aufgabe der Burg – 1392 gelangte die kölnische Herrschaft Volmarstein an die Grafen von der Mark – kam es zur Nutzung als Steinbruch sowie zum Verfall.

Ralf Blank

Material/Technik

Eisen / geschmiedet

Maße

L 11,2 cm

Literatur

  • Blank, Ralf (2010): Artikel "Raffenburg"; in: Burgen AufRuhr. Unterwegs zu 100 Burgen, Schlössern und Herrensitzen in der Ruhrregion. Essen, S. 226-229.
  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S. 40f
  • Forrer, Robert; Zschille, Richard (1891, 1899): Der Sporn in seiner Formen-Entwicklung, Teil 1: Ein Versuch zur Charakterisierung und Datierung der Sporen unserer Kulturvölker; Teil 2: Eine waffengeschichtliche Studie. Berlin
  • Goßler, Norbert (1998): Untersuchungen zur Formenkund und Chronologie mittelalterlicher Stachelsporen in Deutschland (10.-14. Jahrhundert); in: Bericht der Römisch-Germanischen Kommission 79 (1998). Frankfurt am Main u.a., S. 479-664.
  • Goßler, Norbert (2011): Reiter und Ritter. Formenkunde, Chronologie, Verwendung und gesellschaftliche Bedeutung des mittelalterlichen Reitzubehörs aus Deutschland. Schwerin
  • Korthals, Andreas (1998): Die Raffenburg. Eine fast vergessene westfälische Höhenburg; in: Märkisches Jahrbuch für Geschichte 98 (1998). Dortmund, S. 67-83
Karte
Stadtmuseum Hagen

Objekt aus: Stadtmuseum Hagen

Das Stadtmuseum Hagen ist seit November 2015 geschlossen. Die Wiedereröffnung wird im April 2021 anlässlich des 275-jährigen Stadtjubiläums erfolgen....

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.