Die Medaille zum „Notopfer der Stadt Hagen“ wurde im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege in der Stadt Hagen herausgegeben. Die Anregung und der Entwurf stammen von dem in Hagen geborenen Willi Gauchel (*1908, †1967). Nach einer Ausbildung zum Bautechniker sowie Bühnenbildner am Hagener Theater lebte er seit 1928 als freier Grafiker und Maler in Lüdenscheid. Spätestens ab 1946 war Gauchel auch als Illustrator für Kulissenbilderbücher sowie als Gestalter von Medaillen, Plakaten und Broschüren tätig.
Willi Gauschel hatte 1947 den „Notpfennig“ der Stadt Lüdenscheid entworfen. Mit dem Erlös sollten in der frühen Nachkriegszeit die Not und das Elend in der Stadt gelindert werden. Der „Notpfennig“ wurde in vier verschiedenen Größen in Silber, Bronze und Tombak angeboten. Im Herbst des folgenden Jahres erschien eine zweite Ausgabe. Der Verkauf erzielte den beachtlichen Erlös von 67.000 Reichsmark (1947) sowie 25.000 DM (1948). Der Lüdenscheider „Notpfennig“ war das Vorbild für das Hagener „Notopfer“.
Die Medaille zum Hagener „Notopfer“ wurde wie schon der „Notpfennig“ von der 1889 gegründeten, auf Orden und Ehrenzeichen spezialisierten Metallwarenfabrik Steinhauer & Lück in Lüdenscheid hergestellt. Die Vorderseite zeigt neben der Umschrift „Notopfer der Stadt Hagen 1949“ die Ruinen des Rathauses und der Johanniskirche. In der Mitte ist vermutlich Lazarus von Bethanien mit seiner Schwester Maria zu sehen. Der nach dem Johannisevangelium (12, 1–3) durch Jesus vom Tod erweckte Lazarus steht für Glaube und Hoffnung. Die Rückseite trägt das Hagener Eichbaumwappen, darunter die laufende Nummer 322 (von 500) der vergoldeten Ausgabe.
Von den drei größeren Ausgaben in den Farbtönen Gold, Silber und Bronze in 70 und 50 mm Durchmesser wurden jeweils 500 Stück hergestellt. Die abgebildete vergoldete Ausführung in 70 mm hatte einen Verkaufspreis von 100 DM. Die versilberte Variante mit Anhänger, 50 mm Durchmesser und 22,5 g Gewicht wurde für 50 DM angeboten. Eine versilberte, in einer Stückzahl von 1.000 Exemplaren gefertigte Ausführung mit 33 mm Durchmesser und 16,1 g Gewicht kostete 25 DM. Günstiger waren die bronzierten Medaillen. Hier konnte für 10 DM eine 50 mm große Version, für 5 DM ein Exemplar mit 33 mm Durchmesser, von der 2.000 Stück hergestellt wurden, erworben werden. Die Medaillen befanden sich in Etuis aus Kunststoff sowie in Papiertüten.
Trotz Werbung und Preisausschreiben konnte von den 4.500 gefertigten Medaillen bis 1955 nur gerade einmal die Hälfte zu einem Verkaufserlös von 20.547,11 DM veräußert werden. Im Vergleich zum Erlös des Lüdenscheider „Notpfennigs“ mit einer deutlich kürzeren Laufzeit in einer zudem kleineren Stadt war es eine schlechte Bilanz. Die Einnahmen erreichten gerade einmal die Herstellungskosten. Die zahlreichen noch vorrätigen „Notopfer“-Medaillen verschwanden 1955 aus dem offiziellen Angebot der Stadtverwaltung und damit aus dem Blick der Öffentlichkeit. Erst 1971 wurde eine größere Anzahl von Medaillen im Lager des ehemaligen städtischen Leihhauses entdeckt. Sie gelangten als Sammlerstücke in den Münz- und Medaillenhandel.
Ralf Blank
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