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Südsauerlandmuseum Attendorn Skulpturen des Mittelalters 1200 -1550 [168]
Skulptur Hl. Bischof (Nikolaus?) (Südsauerlandmuseum Attendorn CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Südsauerlandmuseum Attendorn (CC BY-NC-SA)
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Skulptur Hl. Bischof (Nikolaus?)

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Beschreibung

Der Bischof steht frontal zum Betrachter auf einer Erdscholle. Unter der Mitra, deren Fanones im Schulterbereich des Rückens ausgearbeitet sind, springen die Haarlocken hervor. Der weite, bodenlange Chormantel umhüllt die Figur und lässt die Kontrapoststellung mit Standbein und locker nach vorne geschobenem Spielbein nur erahnen. Der Mantel ist von einer einst wohl prunkvoll ausgearbeiteten rautenförmigen Pluvialeschließe im Brustbereich zusammengehalten. Die heute verlorenen Arme sind rechtwinkelig nach vorne genommen und in der linken Hand hielt der Bischof den Stab. Eine Bohrung zur Fixierung der Stabspitze ist vor dem linken Fuß im Erdhügel zu sehen. Über dem linken Arm ist das Manipel zu erkennen. Ebenso ein Stoffstück mit Quaste, das zu dem Handschuh gehörte, den der Bischof trug. Mit dem linken Arm hielt die Figur auch den Stoffbausch fest, durch den der Mantel vor den Körper gezogen ist. Es ist anzunehmen, dass der Bischof auch in seiner rechten Hand einen Gegenstand trug; der sehr flach gearbeitete Mantelbausch und die sehr grobe Ausarbeitung der Dalmatik unterhalb der Mantelschließe deuten darauf hin, dass dieser Bereich verdeckt war. Die genaue Betrachtung der Figur mit den Unebenheiten des Holzes macht deutlich, wie wichtig die Farbfassung für die Erscheinung der Skulptur war. Der Gesichtsausdruck des Bischofs ist ernst und zeigt die Züge eines älteren Mannes. Die Augen liegen tief in den Augenhöhlen und die Wangenknochen stehen deutlich hervor. Kräftige Nasolabialfalten ziehen sich von der Nase bis hinunter zum Kinn und rahmen den schmallippigen Mund. Die leichte Kopfneigung und die halbgeschlossenen Augenlieder zeigen, dass der Bischof seinen Blick nach unten senkt. Er könnte einen Gegenstand in seiner Hand betrachtet haben. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er von einem erhöhten Standpunkt aus den Betrachter ansah.

Stilistische Kriterien sprechen für eine Datierung der Skulptur in das ausgehende 15. Jahrhundert. Dies sind besonders die Faltenformen im Chormantel unterhalb des rechten Armes. Kantig brechende und knickende Gewandfalten, die keinen natürlichen Wurf sondern ein kreiertes Licht-Schatten-Spiel zeigen, sind typisch für diese Zeitstellung. Besonders markant ist dabei der aufgeworfene Stoff oberhalb des rechten Knies des Bischofs. Der insgesamt jedoch wenig artikulierte Faltenduktus lässt eine Entstehung der Figur noch vor 1500 vermuten.
Vergleichbare Skulpturentypen aus den Kölner Werkstätten, die einen großen Einfluss auf die Kunstproduktion in Westfalen hatten, sind nicht eindeutig zu erkennen. Denkbar ist, dass die Figur des hl. Bischofs eher auf Arbeiten großer westfälischer Werkstätten wie die in Dortmund oder Münster zurückzuführen sein könnte. Laut Überlieferung stellt die Figur den hl. Bischof Nikolaus dar, jedoch sind typische Attribute nicht vorhanden, so dass die genaue Benennung letztendlich offen bleiben muss.
Die spätgotische Bischofsfigur stand zuletzt in der kleinen Kapelle in Repe, die im 18. Jahrhundert errichtet wurde. A. Ludorff, der 1903 die Bau- und Kunstdenkmäler für den Kreis Olpe bearbeitete, führt die Skulptur für die Hubertus-Kapelle nicht auf, jedoch wird in dem Denkmälerverzeichnis das Inventar der kleinen Kapellen nur in Einzelfällen genannt. Wo die Figur vor der Errichtung der barocken Kapelle Aufstellung gefunden hat, ist nicht bekannt. Vielleicht gehörte sie zu dem umfangreichen Klosterinventar, das durch die Säkularisation im frühen 19. Jahrhundert freigesetzt wurde und so in die Obhut von Pfarrkirchen, Kapellen oder in Privatbesitz gelangte.

Material/Technik

Holz (Weichholz)

Maße

H 72 cm; B 16 cm; T 17 cm

Literatur

  • Arens, Andrea (Bearb.) (2008): Skulpturen des Mittelalters 1200 bis 1550 : die Sammlungsbestände des Südsauerlandmuseums Attendorn / Hrsg. Südsauerlandmuseum, Museum für Kunst- und Kulturgeschichte des Kreises Olpe in Attendorn. Berlin, S.60-61
Karte
Hergestellt Hergestellt
1480
Westfalen (Region)
Wurde genutzt Wurde genutzt
1699
Repe
1479 1953
Südsauerlandmuseum Attendorn

Objekt aus: Südsauerlandmuseum Attendorn

Der volle Name des Museums lautet "Südsauerlandmuseum Attendorn - Museum für Kunst- und Kulturgeschichte des Kreises Olpe in Attendorn" Das...

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