museum-digitalwestfalen
STRG + Y
de
Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/13]
Bettpfanne aus der Villa Moll (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
1 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Bettpfanne aus der Villa Moll

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Entfernung berechnen Archivversionen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Heizungssysteme auf den Markt kamen, wurden städtische Häuser und Wohnungen nur von offenen Kaminen, Kachel- und Gusseisenöfen beheizt. Vor allem in kühlen Jahreszeiten und nachts herrschte Kälte. Seit dem 17. Jahrhundert wärmten aus Metall gefertigte Bettpfannen die Schlafstätten. In das kupferne Pfannenbecken wurden glühende Kohlen bzw. erhitzte Steine gefüllt. Die ornamental verzierten Öffnungen im Deckel versorgten die Glut mit Sauerstoff. Der lange Griffstiel ermöglichte einen sicheren Transport und das Verschieben unter der Bettdecke. Das Verfahren war alles andere als ungefährlich. Funkenflug und Hitze konnten das Bettzeug entzünden. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lösten geschlossene, mit heißem Wasser gefüllte Bettflaschen die Pfannen ab. Im ländlichen Raum überlebten die traditionellen Bettpfannen bis ins 20. Jahrhundert.
Der Messingdeckel der abgebildeten Bettpfanne trägt feine Gravuren und gepunzte Linien, die das mehrfach durchbrochene Blumenornament einrahmen. Derartig aufwendig verzierte und hochwertig gearbeitete Geräte waren schon allein vom damaligen Materialwert ein repräsentatives Statussymbol. Die Bettpfanne wurde 1938 dem städtischen MuseumHaus der Heimat“ aus dem früheren Besitz der Hagener Familie Moll überlassen. Das Museum befand sich in der 1813 fertiggestellten Villa am „Potthof“, dem früheren Wohnsitz der Familien Moll und Kerckhoff. Im Museum gehörte die Bettpfanne zur Ausstattung des „Empire Schlafzimmers“ mit Mobiliar aus dem Besitz der Familie Moll.
Die Bettpfanne wurde wahrscheinlich von einem „Beckenschläger“ in der Umgebung von Hagen oder sogar in der Stadt selbst hergestellt. Gelbgießer sowie Rot- und Kupferschmiede hatten sich besonders in Iserlohn und im nahegelegenen Grünetal angesiedelt. Größere Bekanntheit erlangten die gegen 1750 bis um 1775 hergestellten Iserlohner Tabakdosen aus Messing. Auch in (Hohen-)Limburg sind schon im 17. Jahrhundert auf Kupfer und Messing spezialisierte Handwerker nachweisbar. 1571 wird im Nahmertal bei Limburg der Betrieb eines Kupferhammers erwähnt. Im südlichen Westfalen gründete sich das Messing-Gewerbe auf den Galmei-Bergbau. Dieser Rohstoff war für die Legierung von Messing notwendig. Erste schriftliche Belege für den bergmännischen Abbau von Galmei bei Iserlohn reichen bis in das 16. Jahrhundert. Abbauwürdige Vorkommen gab es auch bei Limburg und Letmathe in der früheren Grafschaft Limburg.
Der Export von Buntmetallwaren führte im 18. und 19. Jahrhundert zu einem weit über die Grenzen der Region reichenden Export. Im Bestand des Stadtmuseums befinden sich zahlreiche Bettpfannen, Kannen, Kessel, Töpfe, Öllampen und anderer Hausrat aus Messing und Kupfer. Größtenteils dürften sie von Rotschmieden und Kupferschmieden in Südwestfalen hergestellt worden sein. Noch heute produzieren im Umland von Hagen mehrere mittelständische Unternehmen verschiedenes Zubehör und Geräte aus Messing, Bronze und Kupfer.

Ralf Blank

Material/Technik

Messing & Kupfer / getrieben & graviert & punziert

Maße

L 118 cm; D 35 cm (Deckel)

Literatur

  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S.58f
  • Hennig, Nina; Mehl, Heinrich (Hrsg.) (1997): Bettgeschichte(n). Zur Kulturgeschichte des Bettes und des Schlafes. Stuttgart
  • Huber, Georg (2000): Wärmflaschen, Wärmesteine und Wärmepfannen. Zur Geschichte der Wärmespender von 1500 bis heute. Husum
  • Reininghaus, Wilfried (1995): Die Stadt Iserlohn und ihre Kaufleute (1700-1815). Münster
  • Wiswe, Mechthild (1979): Hausrat aus Kupfer und Messing. München
Stadtmuseum Hagen

Objekt aus: Stadtmuseum Hagen

Das Stadtmuseum Hagen ist seit November 2015 geschlossen. Die Wiedereröffnung wird im April 2021 anlässlich des 275-jährigen Stadtjubiläums erfolgen....

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.