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Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/34]
Degen von Mathias Vorster (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
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Degen von Mathias Vorster

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Beschreibung

Der Degen wurde im Juni 1788 vom Papierfabrikanten Mathias Vorster anlässlich des Besuchs von König Friedrich Wilhelm II. in Hagen getragen.
Es handelt sich um einen Degen für Offiziere, wie er auch in der altpreußischen Armee in Gebrauch war. Gefertigt wurde er in der Eilper Klingenschmiede. Der Degen ist beidseitig graviert: „Halt mich gerade auf der Parade / nachero mache beym König Wache“ sowie „Bey glorreicher Anwesenheit S.K.M. FW II. in Hagen / 7.8. Juni 1788 getragen / von M.V. zu Delstern“. Im Bestand des früheren Hagener Museums „Haus der Heimat“ befand sich ein weiterer mit einer Widmung auf den Königsbesuch 1788 versehener Degen; er ist seit 1945 verschollen.
Die Initialen „M.V. zu Delstern“ auf dem Degen beziehen sich auf Mathias [Friedrich] Vorster (*1752, †1823). Seit 1768 leitete Mathias Vorster im Auftrag seines Vaters die 1692 gegründete Papiermühle in Delstern. 1782 heiratete er Anna Theodora Gisbertine Wülfingh. Die Neunzehnjährige war die Tochter des preußischen Kriegs- und Steuerrats in Hagen; 1801 wurde die Ehe geschieden. Mathias Vorster hatte auch geschäftlich wenig Glück. Die 1785 in Delstern neu angelegte zweite Papiermühle erwies sich als Fehlschlag. Nach seiner Scheidung aufkommende Forderungen – er hatte dem Schwiegervater sein Vermögen verpfändet – ruinierten den Papierfabrikanten. Die Begleichung der Schulden von 7.500 Reichstalern übernahm die betagte Mutter. Mathias musste 1810 auf alle Erbansprüche verzichten. Von der Familie erhielt er eine Pension von jährlich 200 Talern. An seinen Geburtsort Mülheim an der Ruhr zurückgekehrt, starb er im Alter von 72 Jahren in bescheidenen Verhältnissen.
Im Juni 1788 besuchten König Friedrich Wilhelm II. und sein Sohn, der damals siebzehnjährige Kronprinz (ab 1797: König Friedrich Wilhelm III.), die Grafschaft Mark. Es war die erste offizielle Visite eines preußischen Regenten in dem Territorium. Die Reiseroute ging von Berlin nach Bielefeld und von dort zur märkischen Hauptstadt Hamm. Hier wurde am 6. Juni ein großer Empfang gegeben. Am folgenden Tag ging es über Unna und Schwerte nach Hagen, das am Nachmittag des 7. Juni erreicht wurde. Die Stadt wurde als Quartier für einen mehrtägigen Aufenthalt im „Süderland“ ausgewählt. Von Hagen aus waren Reisen in die Umgebung vorgesehen.
Für die damals noch junge Stadt bedeutete die Anwesenheit des Regenten eine Auszeichnung, aber auch eine Last. König und Kronprinz reisten mit großem Gefolge. Sie wurden von Ministern und zahlreichen Staats- und Hofbediensteten begleitet. Die Reisegesellschaft musste ihrer Rangfolge und Wichtigkeit entsprechend in Hagen untergebracht und verpflegt, die Pferde und Kutschen mussten versorgt werden.
Bei ihrer Ankunft in Hagen am 7. Juni 1788 wurde dem Preußenkönig und dem Kronprinzen ein begeisterter Empfang bereitet. Die Mitglieder der märkischen Führungsschicht und zahllose nach Hagen angereiste Menschen versammelten sich in der Stadt. An den in die Stadt führenden Hauptstraßen waren drei Ehrenpforten errichtet worden. Dem König wurden Gedichte und Ehrengaben überreicht. Der Elseyer Pfarrer Johann Friedrich Möller hatte die viel beachtete Festschrift „Die westphälische Mark am 7./8./9. Jun. 1788. Unserm Vater und Könige Friedrich Wilhelm dem Allgeliebten ehrerbietigst gewidmet“ verfasst. Sie wurde dem König in Hagen überreicht. Am nächsten Tag reiste der König mit Gefolge über Iserlohn nach Altena. Am Abend kehrte er nach Hagen zurück. Am nächsten Morgen ging es nach Wesel. Mit einem Besuch in Kleve war die Reise in die preußische Westprovinz am Tag darauf beendet.

Ralf Blank

Quellen: StadtA Hagen, Best. Harkort, Best. Vorster.

Material/Technik

Stahl & Messing

Maße

L 96 cm; B 9 cm (Gefäß)

Literatur

  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S 100f
  • Kohl, Rolf-Dieter; Märkischer Kreis (Hrsg.) (1988): König Friedrich Wilhelm II. von Preußen in Altena. Erinnerungen an seinen Besuch vor 200 Jahren am 8. Juni 1788. Katalog zur Ausstellung des Kreisarchivs Altena, 27. Juni-15. Juli 1988. Altena
  • Osses, Dietmar (1994): Ein Degen als Andenken an den Königsbesuch 1788; in: Beate Hobein (Hrsg.): Zur steten Erinnerung - Hagener Kostbarkeiten. Hagen, S. 87-92
  • Schmidt, Ferdinand (1926): Ein Königsbesuch in Altena 1788, in: Süderland 4 (1926). o.O., S. 26-28, 36-38
  • Trox, Eckhard (Hrsg.) (1993): Preußen im südlichen Westfalen. Wirtschaft, Gesellschaft und Staat, insbesondere im Gebiet der Grafschaft Mark bis 1870/71. Lüdenscheid, S. 42-45
Karte
Hergestellt Hergestellt
1780
Eilpe
Wurde genutzt Wurde genutzt
1788
1779 1790
Stadtmuseum Hagen

Objekt aus: Stadtmuseum Hagen

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