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Selbstbildnis mit Hermann Matthäi (Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Museum Abtei Liesborn des Kreises Warendorf (CC BY-NC-SA)
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Selbstbildnis mit Hermann Matthäi

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Beschreibung

Das Gemälde entstand während Theobald von Oers Studienzeit in Dresden im Jahr 1831.
In einem biedermeierlichen Interieur sitzt ihm sein Freund und späterer Reisegefährte Hermann Matthäi Modell für ein Porträt. Hermann Matthäi war der Sohn Professor Friedrich Matthäis, dessen private Schule an der Kunstakademie in Dresden von Oer besuchte. Im Vordergrund des Gemäldes liegt ein Schriftstück, in dem der Kommunalgarde im Zusammenhang mit den Aufständen im Jahr 1831 gedankt wird. Auch das Gewehr links vorn weist auf diese Revolte hin. Wahrscheinlich war Matthäi Mitglied der neu gegründeten bürgerlichen Kommunalgarde, die laut Bekanntmachung für Ruhe in der Stadt gesorgt hat.
Von Oer gestattet dem Betrachter seines Selbstbildnisses, ihm beim Malen über die Schulter zu schauen. Wir sehen, dass von Oer - seinen Freund Matthäi vor Augen - an dessen Konterfei arbeitet, wobei er das Modell und das entstehende Bildnis betrachtet und kritisch miteinander vergleicht. Wir beobachten hier ein Beobachten von Beobachtung, worunter in der Kybernetik zweiter Ordnung die Beobachtung zweiter Ordnung verstanden wird. Zusätzlich sehen wir, was der Maler nicht sieht, wie z.B. das Schriftstück im Vordergrund, das von Oer aber sehen würde, wenn er sich umdrehen könnte. "[Der Maler] weiß natürlich, dass er nicht sieht, dass man ihn sieht. Er würde sich nicht umdrehen können und den Bildbetrachter sehen. Der Bildbetrachter ist nicht im Bild, und er sieht sich selber auch nicht. Er sieht seine eigene Perspektive auch nicht [...]." Beobachtungen und Gedankengänge dieser Art machen "[...] den blinden Fleck sichtbar, also das, was in der gewählten Beobachterperspektive nicht wahrgenommen werden kann [...]." Der Betrachter eines Bildes kann nicht sein eigenes Betrachten beobachten, aber er nimmt durch die Beobachtung zweiter Ordnung die eingeschränkte Wahrnehmung des Malers im Bild wahr und wird sich dadurch möglicherweise seines eigenen eingeschränkten Blickwinkels bewusst. Luhmann geht davon aus, dass "man alle wichtigen gesellschaftlichen Funktionssysteme nur auf dieser Ebene der ‚Beobachtung zweiter Ordnung‘ wirklich begreifen kann."
Von Oers Selbstbildnis in Rückenansicht steht in einer kunsthistorischen Tradition. So hat z.B. Jan Vermeer 1666/67 einen Künstler in Rückenansicht beim Malen einer weiblichen Figur gemalt. Das im Kunsthistorischen Museum in Wien befindliche Gemälde trägt den Titel Die Malkunst und ist als eine Allegorie der Malerei zu verstehen. Sowohl Vermeers "Malkunst" als auch von Oers Selbstbildnis veranschaulichen die gedankliche Komplexität von Bildern.

Bez. auf dem Kasten im Vordergrund.

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

HxB: 33 x 29 cm

Inventarnummer

[07/186E]

Gehört zu

Kunst des 19. Jahrhunderts

Literatur

  • Jutta Desel, Andrea Brockmann, Bennie Priddy, Andreas Priever (2011): Museum Abtei Liesborn - Museumsführer. Bielefeld

[Stand der Information: ]

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