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Stadtmuseum Hagen [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum [2017/108]
Schienenstück der Harkortschen Kohlenbahn (Stadtmuseum Hagen RR-R)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Hagen / Heike Wippermann (RR-R)
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Schienenstück der Harkortschen Kohlenbahn

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Beschreibung

Am 30. März 1825 erschien in der Zeitschrift „Hermann“, das in Schwelm herausgegebene Nachfolgeblatt der 1819 verbotenen gleichnamigen Hagener Zeitung, ein bemerkenswerter Artikel. Der in Wetter ansässige Unternehmer Friedrich Harkort betitelte ihn „Eisenbahnen (Railroads.)“. Harkort hatte das innovative Verkehrsmittel in England kennengelernt. In seinem Aufsatz stellte er den Nutzen für den Transport von Waren und Rohstoffen vor. Es war die erste deutschsprachige Abhandlung über die Eisenbahn.
Zu dieser Zeit war Harkort bereits mit dem Bau einer eigenen Eisenbahn beschäftigt. Im Juli 1820 gründete Friedrich Harkort mit seinen Brüdern Johann Caspar V. und Christian sowie sieben weiteren Teilhabern ein Konsortium zum Bau einer Transportbahn zwischen den Kohlezechen am „Schlehbusch“ südlich der Ruhr und der Harkortschen Fabrik in Haspe.
1829 ging die erste Teilstrecke zwischen dem Schlehbuscher Kohlerevier und der Harkortschen Fabrik in Betrieb. Die auf mit Eisenplanken beschlagenen Holzschienen laufenden Wagen wurden von Pferden gezogen. Mit einer Spurweite von rund 25 preußischen Zoll (655 mm) handelte es sich um eine frühe Schmalspurbahn. Sie verfügte über Nebengleise und mehrere Haltepunkte zum Be- und Entladen der Steinkohle. Aufgrund ihrer Anlage und Technik zählt sie zu den ersten Eisenbahnen im deutschsprachigen Raum. Ab 1856 wurden die Holzschienen gegen gewalzte Stahlschienen ausgetauscht. Die Spurweite wurde auf 889 mm vergrößert, das Ladevermögen der Wagen auf 16 Scheffel verdoppelt.
Seit 1832 lieferte die Harkortsche Fabrik jährlich tausende Zentner an gewalzten Schienen sowie die zugehörigen Unterlegplatten, Schrauben, Befestigungskloben und Schienennägel. Ohne das eigens für den Eisenbahnbau konstruierte Zubehör wäre die weitere Entwicklung des Schienenverkehrs kaum möglich gewesen. Nach Gründung des Deutschen Zollvereins 1834 belieferte die Fabrik Johann Caspar V. Harkorts auch die Eisenbahn-Gesellschaften auf dem neuen Binnenmarkt.
Die Harkort-Schlehbuscher-Kohlenbahn erfuhr bis in die achtziger Jahre einen weiteren Ausbau. 1858 wurde die Strecke bis zu den Hasper Eisen- und Stahlwerken geführt und 1882 erweitert. Seit 1877 verkehrten zwei Dampflokomotiven auf den Strecken und lösten die Pferde ab. Ab 1900 nutzte nur noch die „Hasper Hütte“ die südliche Gleisstrecke der Kohlenbahn zum Transport von Hochofenschlacke. Mit dem Rückbau der Gleise ab 1966 war der Betrieb endgültig vorüber.
Bei Prospektionen des ehrenamtlichen Mitarbeiters Horst Klötzer im Auftrag des Stadtmuseums und der LWL Archäologie für Westfalen konnten Überreste der historischen Kohlenbahn gesichert und dokumentiert werden. Unter den Funden sind Schienen, Nägel und andere Teile aus verschiedenen Ausbaustufen. Das abgebildete Schienenstück mit Unterlegplatte und Nägeln entspricht von ihrer Form den zur Mitte des 19. Jahrhunderts verbreiteten Gleistypen. Sie dürften in der Harkortschen Fabrik produziert und ab 1856 verlegt worden sein.

Ralf Blank

Quelle: StadtA Hagen, Best. Harkort

Material/Technik

Metall

Maße

L 125 cm (Schiene); B 25 cm (Unterlegplatte)

Literatur

  • Blank, Ralf; Freiesleben, Dietmar (Hrsg.) (2017): [Hagener Stücke]. 111 Objekte aus dem Stadtmuseum. Essen, S. 248f
  • Harkort, Friedrich (1833): Die Eisenbahn von Minden nach Cöln. Hagen
  • Reininghaus, Wilfried (Bearb.) (1991): Das Archiv der Familie Harkort und Firma Johann Caspar Harkort zu Hagen-Harkorten im Westfälischen Wirtschaftsarchiv Dortmund, (Inventare der nichtstaatlichen Archive Westfalens NF, Bd. 11). Münster
  • Schenk, Michael (2009): Die Harkort‘sche Kohlenbahn und Werksbahn der Hasper Hütte. Erfurt
Stadtmuseum Hagen

Objekt aus: Stadtmuseum Hagen

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