Das 80 x 90 Zentimeter große Gemälde zeigt in der rechten Bildhälfte die Papiermühle „In der Calle“, die bis zum Abriss im Jahr 1962 an einem Bachlauf in der Nähe von Iserlohn stand. Obwohl zur Entstehungszeit des Gemäldes das Gelände noch ein aktiver Gewerbestandort war, ist die Situation der Mühle sehr idyllisch dargestellt. Für das Freilichtmuseum ist das Gebäude von besonderer Bedeutung, da es Vorbild für die Rekonstruktion des Papiermühlengebäudes war, das bis heute im mittleren Bereich des Museumsgeländes besichtigt werden kann.
Obwohl im Zuge der Industrialisierung zu jener Zeit im Märkischen Sauerland bereits größere Papierfabriken entstanden, versuchte sich Firmengründer Friedrich Schulte (1802–1872) mit seinem traditionell gefertigten Büttenpapier am Markt zu behaupten. Über zwei Jahrzehnte lang schien ihm dieses Vorhaben mit seinem Unternehmen zu gelingen. Als jedoch zur Mitte des 19. Jahrhunderts billigeres Holzfaserpapier immer weitere Verbreitung fand, brach der Umsatz der Iserlohner Papiermühle zunehmend ein. 1850 entschied sich Schulte dafür, die Mühle zu verpachten. 1858 wurde das Gebäude verkauft und wechselte in der Folgezeit mehrfach den Besitzer. Da die Lage des Gebäudes eine gute Versorgung mit Wasser sicherstellte, das sowohl als Produktionsmittel sowie als Energiequelle genutzt werden konnte, blieb die Mühle noch viele Jahre Gewerbestandort – vor allem für metallverarbeitende Betriebe. Eines dieser Unternehmen, das von 1876 bis in die 1880er-Jahre am Standort ansässig war, hatte sich unter anderem auf die Produktion von Stecknadeln spezialisiert. Gründer dieser Firma war der Fabrikant Theodor Heller (1840–1915). Das in den 1930er-Jahren entstandene Gemälde befand sich viele Jahre im Besitz seiner Nachfahren, bis es der Urenkel des Firmengründers im Sommer 2019 dem Museum übergab.
(Autor: Sebastian Hamburger)
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