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Deutsches Bergbau-Museum Bochum – Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen Museale Sammlungen [030004435001]
https://www.montandok.de/bild_start.fau?prj=montandok&dm=Montanhistorisches+Dokumentationszentrum&zeig=59035&rpos=1 (Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Montanhistorisches Dokumentationszentrum CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Montanhistorisches Dokumentationszentrum / Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Montanhistorisches Dokumentationszentrum (CC BY-NC-SA)
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Kopie des Pokals für Ferdinand III. Eszterhazy (1608-1657) anlässlich des Abteufens des Ferdinand-Schachtes am 27. Juni 1650 in Schemnitz/Banska Stiavnica (Slowakei)

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Beschreibung

Kopie des Bergmannspokal der Esterházy-Sammlung. Kopie wurde durch kupfer-galvanoplastisches Verfahren mit Aufwendung von den mit dem Original identischen Mineralien hergestellt und vergoldet respektive versilbert.
Der Pokal entwickelt sich über einem überaus reich gebildeten Fuß, der drei Stollenmundlöcher mit hölzernem Türstockausbau zeigt. In dem sich darüber entwickelnden Fußteil des Pokals sind Personengruppen in ihrer Tätigkeit über Tage dargestellt. Der Pokalfuß gipfelt im weiteren Verlauf auf und ist durch sechs größere und kleinere Öffnungen regelrecht "aufgebrochen". Man blickt ins Berginnere hinein. Der Schaft des Pokals ist einem mit runden Holzstämmen ausgebauten quadratischen Schacht nachgebildet worden. Zur zusätzlichen Erklärung ist im Schacht ein am Seil einfahrender Bergmann zu erkennen. C-förmige Schwünge sind zu Henkeln zusammengesetzt und mit Greifenköpfen ausgestattet worden: Sie sind an jeder Schachtseitenmitte angesetzt und vervollständigen das prächtige Gesamterscheinungsbild des Pokals. An den unteren Henkelenden hängt jeweils ein Gezähepaar an einer Kette herab, sei es als Schlägel, als Bergbeil oder Kratze, als Meißel oder Fäustel oder als Keilhaue und Hacke. Die Kuppa oberhalb des Schachtes hat ehemals sechs berg- und hüttenmännische Darstellungen in schildförmigen Bildfeldern getragen. Die durch Treiben entstandenen Reliefs sind durch Kriegseinwirkung weitgehend verlorengegangen. Die Kuppa geht oberhalb der Reliefs in einen glatten, sich einziehenden und anschließend wieder ausladenden tulpenartigen Teil über, der in einem relativ niedrigen Rand mit kleinem Ausguss endigt. Die Mantelfläche dieses Randes ist mit zwei Stüfchen Amethyst, einer Bleiglanz- und einer Quarzstufe besetzt. Silberne Fassungen halten die Mineralien. Auf dem Kupparand und zwischen den Stufen sind zwei Gravuren seitlich vom Ausguss eingetragen worden.

Die Darstellung auf dem Fuß zeigt drei Stollenmundlöcher mit hölzernem Türstockausbau, in dem zwei Bergleute dreiräderige Förderwagen mit hohen Kastenaufbauten bewegen, ein dritter aber ein überdimensioniert großes offenes Geleucht in Gestalt eines Frosches im Arm hält. Der Fuß ist als Berg dargestellt, die Wirkung der gebirgigen, brockigen Landschaft wird durch Treibarbeit und Ziselierung verstärkt. In den Klüften und Felspalten wachsen Blüten und Blätter in prächtiger Ausbildung. Alle Knappen sind in der Altvätertracht mit Gugel, Kittel, Leder und langen Stiefeln über den Hosen vorgestellt worden.


In dem sich darüber entwickelnden Fußteil des Pokals sind Personengruppen in ihrer Tätigkeit über Tage dargestellt. So fördern zwei Haspelknechte aus einem Schacht. Der hölzerne Ausbau am Schachtmund ist ebenso dargestellt wie der Rundbaum, an dem ein schwerer Kübel über einem Seil angeschlagen ist. Die beiden Knappen mühen sich diesen emporzuwinden, einer ist in der Front-, der andere in der Rückenansicht wiedergegeben. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Hauer dargestellt, der einen Trog mit einer eingefassten Bleiglanzstufe trägt; auch er ist in der Altvätertracht dargestellt. Neben ihm steht ein Überraiter als Bergbeamter und Rechnungsführer: Er hält einen Pokal in seiner Rechten und feiert offenbar die reichen Erzanbrüche. Es liegt nahe, das Ereignis der Stiftung dieses Pokals mit der Szene in einem Zusammenhang zu sehen. Dieser Beamte trägt als Standeszeichen einen breitkrempigen Hut, die Jacke, das Leder, Kniehosen und lange hohe Schaftstiefel. Die linke Hand hat er in die Seite gestemmt. Schließlich gehört noch ein akustisches Signalgerüst zu den figürlichen Darstellungen auf dem Pokalfuß: Unter einem niedrigen Satteldach befindet sich ein Holzgerüst, an dem ein Metallblech frei schwingend aufgehängt ist: Dieses wurde bei Bedarf angeschlagen, Schichtanfang bzw. -ende sowie Gefahren konnten auf diese Weise mitgeteilt werden. Der ehemals mit Sicherheit vorhanden gewesene Anschläger fehlt heute. Wahrscheinlich waren sogar ursprünglich zwei Knappen seitlich des Signalgerüstes auf dem Pokalfuß angeordnet gewesen.


Der Pokalfuß gipfelt im weiteren Verlauf auf und ist durch sechs größere und kleinere Öffnungen regelrecht "aufgebrochen". Man blickt ins Berginnere hinein und staunt vor den blütenartig eingefaßten Bleiglanz- und Mineralstufen, die von vier Hauern im Fußinneren umstanden werden. Alle halten Schlägel und Eisen als Gezähe in Händen und bearbeiten die Stufen. An einer der größeren Öffnungen des Berges ist außerdem noch ein Bergknappe im Relief innerhalb einer Weitung dargestellt: Er kniet und bearbeitet den Stoß mit Schlägel und Eisen. Zwei Strossen sind erkennbar.


Die Kuppa oberhalb des Schachtes hat ehemals sechs berg- und hüttenmännische Darstellungen in schildförmigen Bildfeldern getragen. Die durch Treiben entstandenen Reliefs sind durch Kriegseinwirkung weitgehend verlorengegangen. Die Szenen hatten - soweit historische Fotos und die Inaugenscheinnahme noch Rückschlüsse erlauben - folgende Themen vorgestellt: Die Reihung der Reliefs begann offenbar mit der Darstellung eines Rutengängers in Altvätertracht. Das nächste Relief ist zu zerstört, als dass sich noch gesicherte Rekonstruktionen aus ihm ziehen ließen. Im dritten Relief ist eine Waschszene dargestellt: Ein Knappe arbeitet dabei an einem Bottich Haufwerk durch. Die folgende Bildszene dokumentiert das Sortieren von Erzen: Wieder ist ein Bergmann zu sehen, ein großer Bottich steht erneut im Vordergrund. Die beiden nächsten Reliefszenen sind wiederum sehr stark in Mitleidenschaft gezogen, doch sind Hüttenmänner bei ihrer Arbeit am Ofen zu identifizieren. Es kann aber - trotz der nur mangelhaften Aussagemöglichkeiten - kein Zweifel daran bestehen, dass das "Programm" dieses Zyklus den gesamten "Kosmos" des Montanwesens umfasst und alle wesentlichen Schritte von der Auffindung der Lagerstätte bis hin zur hüttenmännischen Verarbeitung der Erze und der Darstellung des Metalls beschrieben hat. Deshalb wird man vielleicht für die zerstörte zweite Szene eine Förderszene vom Haufwerk vermuten dürfen: Damit wird der Zyklus Bergbau, Aufbereitung und Verhüttung jeweils mit zwei Reliefszenen gleichberechtigt besessen haben.


Die Kuppa geht oberhalb der Reliefs in einen glatten, sich einziehenden und anschließend wieder ausladenden tulpenartigen Teil über, der in einem relativ niedrigen Rand mit kleinem Ausguss endigt. Die Mantelfäche dieses Randes ist mit zwei Stüfchen Amethyst, einer Bleiglanz- und einer Quarzstufe besetzt. Silberne Fassungen halten die ausgesucht schönen Mineralien. Auf dem Kupparand und zwischen den Stufen sind zwei Gravuren seitlich vom Ausguss eingetragen worden. Eine Gravur zeigt vier Personen neben einem Förderhaspel. Ein in Altvätertracht gekleideter Knappe und ein Bergbeamter stehen rechts, zwei Adlige mit Sporen an den Stiefeln und Federhüten befinden sich links vom Haspel und stützen sich auf die Kurbeln. Die Gravur des Haspels ist merkwürdig, da beide Kurbeln nach unten gerichtet sind. Zwei Seile sind am Rundbaum angeschlagen, ein Ende hängt in den Schacht hinab und ist nicht zu sehen, am anderen ist ein Korb befestigt. Unterhalb des Kübels am Seil ist ein zweiter zu erkennen, ob sie untereinander am Seil hängen, ist nicht zu entscheiden. Im Freiraum unter den beiden Bergleuten rechts vom Haspel liegen Schlägel und Eisen als Gezähe sowie zwei kreuzförmig übereinandergelegte Bretter, während unterhalb der beiden Adligen ein Anker (als Symbol für die Hoffnung) und ein Räuchergefäß eingraviert wurden.


Auf dem flachen, sich zum Knauf hin emporwölbenden Deckel sind sechs Stufen auf Mulden befestigt, der Raum dazwischen überreich mit getriebenen Ornamenten verziert. Man erkennt Berge, Hügel, Pflanzen, Vögel, zwei Göpelhäuser mit Schlägel und Eisen (und Kugelknauf) als Bekrönung und angesetzten Schachthäusern und eine Bergkirche. Darüber steigt eine kegelförmige Erhebung auf, die nochmals mit sechs Stufen besetzt ist. Drei kleine, fein ausgearbeitete Bergmannsfiguren bearbeiten diese Mineralienstufen: Die Knappen halten Schlägel und Eisen als Gezähe in Händen. Den Abschluss des Deckels bildet eine gegossene, recht große, bärtige Bergmannsfigur, die mit der Gugel, der geknöpften Jacke, dem Leder, Kniehosen sowie Stiefeln bekleidet ist. Diese Figur kniet und hat das rechte Knie auf eine vergoldete Erhebung aufgesetzt. Die rechte Hand ist erhoben, die linke liegt vor dem Leib und hält ein herabhängendes Drahtstück. Die Nähe zu der besonders großen und reichen, blumenartig gefassten Erzstufe, die an einem langen, flachen blütenartigen Stil befestigt ist, am hinteren Deckelrand ihren Anfang nimmt und sich zu der Figur hin wölbt, macht es allerdings wahrscheinlich, dass die Figur ursprünglich Schlägel und Eisen in Händen gehalten hat.


Das Innere des getriebenen Deckels ist mit einer Platte abgedeckt. Auf dieser kreisrunden Platte ist ein bergmännisches Glücksrad eingraviert worden - dies ist eine singuläre Darstellung und geht auf Glücksraddarstellungen in der abendländischen Kunst zurück. Die Gravuren zeigen eine mächtige Welle mit vier Speichen und ein schematisiertes Wasserrad, auf dem vier Bergknappen aufsteigen und herabfallen. Bergmännisches Glück und Verderben sind das Thema der Darstellung, die von Tulpenblüten und Beischriften zusätzlich geschmückt worden sind. Ein Bergmann in Altvätertracht und einem Kompass in der Rechten hat sich an das aufwärtsdrehende Glücksrad geklammert, die Kompassnadel zeigt nach oben, die Beischrift lautet: "Hoffnung nicht betrüegt". Am Zenit der Drehbewegung des Rades sitzt ein bärtiger Bergbeamter oder Gewerke, der in seiner Rechten eine reiche Erzstufe und vor dem Leib eine Mulde mit Gefäßen, Kelchen und Kannen hält. "Segen und gedeyen erfreut" den Bergmann, der nach der Aufschließung der Lagerstätte sich am Reichtum und der Wertschöpfung aus dem Bergbau erfreuen kann. Auf halber Strecke der abwärts gerichteten Drehbewegung versucht ein Beamter oder Gewerke sich verzweifelt am Rad festzuhalten: Sein Haupt hängt herab, die Taler fallen ihm aus dem Geldbeutel, die Beischrift bestätigt und belehrt: "Ohne diese beyde nimandt besteht". Am Radstiefsten schließlich liegt ein Bergmann im Schacht dahingestreckt und leblos: "Endlich gar zu grund geht", lautet hier die Beischrift zu diesem Vierzeiler, der die bergmännische Welt in knapper aber zutreffender Aussage zusammenfasst.

Beschriftung/Aufschrift

Inschrift auf der Unterseite: "Kopie in Budapest im Monat Oktober 2000 Originalstück im Budapester Kunstgewerbemuseum"
Die Inschrift ober- und unterhalb des Rundbaums erläutert die Szene auf der Kuppa: SIC FODIENDVM / REGALE (So muss das Königliche gefördert werden).

Auf der gegenüberliegenden Randzone ist ein zweizeiliges Chronogramm eingraviert worden: HVngarIae VIVat ReX FerDInanDVs et Vna / Ipsa FoDIna sVas Larga reVeLet opes (Es lebe Ferdinand, König von Ungarn, und die nach ihm benannte Grube möge reiche Schätze erwecken).
Jahreszahl "1530" auf dem Deckel.
Das "Berck / mänisch / Glücks/rath" ist zwischen den Speichen des Rades als Beischrift und Motto der Darstellung eingraviert.

Material/Technik

Metall, Silber, Gold, Mineralien * galvanisiert, vergoldet, versilbert

Maße

Höhe
440 mm
Durchmesser
149 mm
Karte
Hergestellt Hergestellt
2000
Kunstgewerbemuseum (Budapest)
Budapest
[Zeitbezug] [Zeitbezug]
1650
1649 2002
Deutsches Bergbau-Museum Bochum – Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen

Objekt aus: Deutsches Bergbau-Museum Bochum – Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen

Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum – gegründet 1930 – ist eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. Erforscht, vermittelt und bewahrt...

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