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Stadtmuseum Lippstadt Möbel [ohne Inv. Nr.]
Truhe (Stadtmuseum Lippstadt CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stadtmuseum Lippstadt / Stadtmuseum Lippstadt (CC BY-NC-SA)
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Standseitentruhe, 16. Jahrhundert

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Beschreibung

Schlichte, unbeschlagene, 1,43 Meter breite Standseitentruhe aus dem 16. Jahrhundert.
Sie besteht aus sechs Eichenbrettern mit einer Dicke von 2,5 Zentimetern. Die beiden Seitenbretter tragen den Truhenkorpus. Das Brett für die Truhenfront und das rückwärtige Wandbrett sind außenbündig vor die Seitenbretter gedübelt. Damit die Truhe sicher steht, haben die auf der Erde stehenden Enden der Seitenbretter runde Ausschnitte. Zwei eiserne Scharnierbänder befestigen den Truhendeckel an der hinteren Wandung.
Die Truhe hat ein zentrales Schmetterlingsschloss mit Überfallanlege, wo das eiserne Überwurfband, vom Truhendeckel über ein Scharnier auf die Front fallend, einrastet. Unterhalb der Überfallanlege ist eine vielblättrige Rosette flach ausgeschmiedet, unterhalb des Schlüsselfangs eine kleine Rosette, der rechte Arm des Schlüsselfangs endet in einem flachen, gefächerten Wedel.
Truhe aus Lippstädter Familienbesitz, gehört zu einem Konvolut von Mobilien, das einmal zum Inventar des Hauses „Thurmann unterm Bäumeken“ in der Blumenstraße 1 gehört hat und in der Familie weitervererbt wurde.
Diese Truhe ist älter als das denkmalgeschützte Haus „Thurmann unterm Bäumeken“. Das in der Nähe von Südertor und Bahnhof liegende Fachwerkhaus ist aus dem 18. Jahrhundert. Mit der Traufe zur Straße gerichtet dehnt es sich auf 23,5 Meter aus. Links an der Straße liegt der Wirtschaftsteil mit großem Einfahrtstor für die Erntewagen, dahinter liegt die Querdeele. Rechts davon schließt sich der Wohnteil an mit einer biedermeierlich städtisch geprägten Haustür, die später, um 1830 eingebaut wurde. Es handelt sich also um ein Haus für einen Landwirt, mitten in Lippstadt.
Eine bäuerliche Herkunft ist für die Thurmannsche Truhe zu vermuten. Standseitentruhen ohne Verzierungen haben sich selten erhalten. Lange Zeit wurden sie nicht als museums- oder sammelwürdig erachtet. Kamen sie in den Antikhandel, dann hat man ihre Bretter gerne als Restaurierungsholz für andere Mobilien genutzt. In Privatbesitz sind viele dieser Truhen aus dem repräsentativen Verkehrsbereich der Wohnung in Keller oder in Wirtschaftsgebäude gewandert bis sie als Aufbewahrungskiste unbrauchbar, also verbraucht waren. So ist dieses Möbel, das sicherlich für weite Bevölkerungskreise im 16. Jahrhundert das wichtigste Bewahrmöbel war, heute eine Rarität.
Die aufwändigere Konstruktionsform der Stollentruhe, dazu noch mit zusätzlichen zierenden Beschlagbändern mit Rosettenenden auf Front, Seiten und Deckel ist deutlich häufiger überliefert. Ein Beispiel einer beschlagenen Stollentruhe aus Suderlage (Mitte des 16. Jahrhunderts), versehen mit dem Hauszeichen des Hofes, von dem sie stammt, ist in der Dauerausstellung des Stadtmuseums zu sehen, eine Stollentruhe aus Lippstadt, aus der Zeit um 1480, gehört zum Bestand des Lippischen Landesmuseums in Detmold.
Woher stammt die Thurmannsche Truhe?
Familie Thurmann stammt aus Vorpommern und wanderte Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts aus. Im Jahr 1710 taucht „Merten Thurmann, aus Schweden bürtig“ im Bürgerbuch der Stadt Lippstadt auf. Aus Vorpommern hat man die Truhe nicht mitgebracht, denn sie verfügt über Merkmale, die sie eindeutig regional zuordnen lassen. Es geht um die Truhenschlösser und vor allem um die Beschlagbänder mit Rosettenenden, die unabhängig von der Konstruktionsform einer Truhe eindeutig in eine Region zwischen Soest und Paderborn verweisen, die sich nach Norden bis Minden-Ravensberg und Lippe ausdehnt.
Stammbäume sagen zunächst einmal etwas über die männliche Linie einer Familie aus. Was ist mit den Frauen? Die Thurmannsche Truhe hat innen links eine Beilade für wertvolle Utensilien, was belegt, dass sie als Kleidertruhe genutzt worden ist. Es könnte sich also um eine Aussteuertruhe einer „einheiratenden Frau“ handeln, deren Familie vor Ort, aus Lippstadt stammte. Denn während die Immobilien eher in den Händen der männlichen Erbfolge blieben, so waren die Mobilien eines Hauses stärker von den Frauen geprägt, die sie als Aussteuer auf den Hof brachten.
Wenn die Frau den Hof ihrer Eltern verließ, um zu heiraten, bekam sie als Aussteuer nicht selten auch „alte“ Möbel aus dem Bestand ihres Elternhauses mit.

Material/Technik

Eiche, Eisen

Maße

73(H) x 143(B) x 60(T)

Literatur

  • Baumeier, Stefan (2012): Beschlagene Kisten. Die ältesten Truhen Westfalens. Essen, S. 79ff
Hergestellt Hergestellt
1501
Wurde genutzt Wurde genutzt
1701
Thurmann, Hof
Blumenstraße 1 (Lippstadt)
[Zeitbezug] [Zeitbezug]
1501
1500 1942
Stadtmuseum Lippstadt

Objekt aus: Stadtmuseum Lippstadt

Das Stadtmuseum Lippstadt ist in einem ehemaligen Patrizierhaus im Zentrum der Altstadt untergebracht. Sein jetziges Aussehen erhielt das Haus im 18....

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