Aus dem sanften Glanz des geschliffenen und polierten Nautilus erhebt sich eine Silberfassung mit den Figuren eines Schwans und eines pfeilschießenden Amors auf einem Schildkrötenrücken. Getragen werden sie von einem wasserspeienden Delphin, der den Nodus (Stengel zum Halten des Pokals) bildet und einem Fuß, verziert mit Fruchtgehängen und Akanthusornamenten. Der Mündungskammerrand des Nautilus wurde nicht begradigt, jedoch mit einem Bandornament und einem Deckel versehen, auf dem der Schwan seine Flügel ausbreitet. Die Silberfassung des Nautilus mit seinen Blättern, Blüten, Masken und Figuren wurde vom Meister Cornelius Link aus Straßburg entworfen und gearbeitet, worauf das Zeichen "Hand" als seine Meistermarke verweist. Wie viele andere Prunkpokale im 17. Jahrhundert war auch der Nautiluspokal zumeist für Besitzer von Kunst- und Wunderkammern bestimmt. Dort repräsentierte er das ästhetisch motivierte Interesse des Barocks an einer Verbindung von "naturalia" und "arteficialia", einer Verbindung von Natur- und Weltkenntnis. Als Vertreter des Meeres verweist der Nautilus noch auf eine andere Ebene: den Ort der von Menschen erdachten mythologischen Welt von Neptun und seinem Gefolge. Alle für einen Deckelpokal typischen Gestaltmerkmale werden im Nautilusdeckelpokal vereint. Seit dem 14. Jahrhundert entwickelte sich dieser aus dem mit einem Ständer und einem lose aufgelegten Deckel versehenen "becher". Trotz der aufwendigen Gestaltung bekamen diese Pokale auch eine praktische Funktion, z.B. als Gesandtengeschenk im Rahmen diplomatischer Verhandlungen, als Tafelaufsatz oder Reliquiar.
D. N.
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