Ostern 1926 stellte der Freidenkerverein in Dorstfeld, einem Stadtteil von Dortmund, diese Urkunde für die 14-jährige Emmi Känfer aus. Die vorgedruckte Textpassage und handschriftlichen Eintragungen in schwarzer Schrift werden von einem goldfarbenen Schmuckrahmen aus architektonischen und floralen Mustern eingefasst. Es handelt sich um eine Erinnerungsurkunde an die Jugendweihe, ein Begriff der 1852 erstmals als Bezeichnung einer „Confirmationsersatzfeier“ verwendet worden war.
Kritische Geistliche – katholische und evangelische – gründeten in der Mitte des 19. Jahrhunderts freie Gemeinden, weil sie mit den Lehren der offiziellen Amtskirchen nicht mehr einverstanden waren. Für sie standen die Werte des Humanismus im Vordergrund, also Toleranz, Gewissens- und Gewaltfreiheit. Zwar wurden manche christliche Feste beibehalten, allerdings in abgeänderter Form und unter anderem Namen. Die Feier der "Jugendweihe" wurde später von der Arbeiterbewegung übernommen und fand in der DDR als Ersatz für kirchliche Feste eine weite Verbreitung. Heute ist die sogenannte „Jugendfeier“ ganz von ihren christlichen Ursprüngen gelöst und wird von atheistisch-humanistischen Vereinigungen durchgeführt.
[Emil Schoppmann]
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