Heute erkennt man kaum noch die einstige Strahlkraft des kleinen Beschlages aus Buntmetall. Dargestellt ist eine weibliche Figur, Maria, deren leicht nach links geneigter Kopf vollplastisch ausgebildet ist, während der bis zur Hüfte dargestellte Körper leicht konvex gegossen wurde. Sie trägt einen Mantel über einem Untergewand. Alle eingetieften Falten des Mantels waren ursprünglich wohl mit dunkelblauem Email ausgefüllt. Grüne Emailreste an den Schultern gehörten wohl zu einem Kragen. Fehlstellen bzw. die schlechte Erhaltung erschweren jedoch eine genauere Farbansprache. Das rechte Auge ist noch als blauer Emailtropfen erhalten. Besonders am Hals sind Reste einer ehemaligen Feuervergoldung, die flächig zwischen den Emailfeldern aufgetragen war, erhalten. Vor der Brust erkennt man als feine Linien die verschränkten Hände, bzw. die Finger, wobei das linke Handgelenk von der rechten Hand umfasst wird. Zwei runde Lochungen dienten der Befestigung des Beschlags durch Nieten.
Die Verwendung solcher Plastiken ist als Applikation an Reliquienkästchen und besonders an den Armen von Prozessionskreuzen belegt. Vergleichbare Beschläge gelangten, wenn auch selten, von Ungarn bis Frankreich in den Boden und sind sonst aus Museumssammlungen bekannt. Hergestellt wurden sie in den Werkstätten des französischen Goldschmiedezentrums Limoges, die mit ihren Emailarbeiten vom 12. bis zum 14. Jahrhundert führend in Europa waren.
Unser Fundstück stammt aus dem Areal des Villikationshofes Gelmen, einem von fünf Haupthöfen der Kölner Erzbischöfe, der zwischen 1134 und 1223 mehrfach erwähnt wird und die wirtschaftliche Grundlage für die starke Präsenz der Erzbischöfe innerhalb der Stadt Soest begründete.
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