Aus der barockzeitlichen Verfüllung eines Brunnens, der während des 18. Jahrhunderts eine Umnutzung als Kloake erfuhr, stammt eine Schüssel aus glasierter hellroter Irdenware mit einem abgesetzten glatten Boden. Die aufgestellten Ränder sind von außen glasiert und mit schrägen gelben Strichen versehen. Zwei gegenüber angebrachte, randständige Henkel sind ebenfalls glasiert und mit gelben Strichen verziert. Sowohl auf der Randzone, als auch auf dem oberen Bereich der Wandung befinden sich umlaufende gelbe Linien, die allerdings nur auf zwei Dritteln der Schüssel zu erkennen sind. Im letzten Drittel hat die hellbraune Glasur die Linien überdeckt, sodass sie, nach einem Übergangsbereich, nicht mehr zu sehen sind. Den Spiegel ziert die stilisierte Darstellung eines springenden Hirsches, dessen Geweih, Hinterläufe und Vorderhufe noch leicht in die Wandung der Schüssel ragen. Unter dem Hirsch befindet sich eine, zunächst teilweise in Gelb ausgeführte, dann aber mit Grün übermalte und erweiterte Ranke. Aus den Nüstern des Tieres scheint, zunächst auch in Gelb, dann mit Grün übermalt, kondensierter Atem zu kommen. Die gelbe Bemalung der Geweihspitzen und der Vorderläufe, bis auf die Hufe, ist von der Glasur überdeckt und nur noch als leichte Wülste erkennbar. Die Verzierungen, hier in Unterglasurtechnik, aus farbig brennendem dünnflüssigem Ton sind mit einem Malhorn aufgetragen worden und wirken leicht erhaben und plastisch. Vielleicht hat ein Teil der Verzierungen einen weiteren Brennvorgang nicht überstanden oder die braune Überglasur wurde in einigen Bereichen zu dick, denn die Fehlstellen sind nicht als intentionell, sondern vielmehr als Produktionsfehler einzustufen. Zahlreiche ähnliche Schüsseln mit unterschiedlichem Dekor liegen von verschiedenen Soester Fundstellen vor.
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