Neben Thora-Wimpel, -Zeiger, -Mantel und -Krone gehört der Thora-Schild zum Schmuck einer Thora-Rolle. Der Schild zeigt die zwei Säulen des Salomonischen Tempels, die Löwen Judas und in der Mitte die Gesetzestafeln. In einer rückseitigen Lade können die erhaltenen Silberschildchen mit den gravierten Hinweisen auf die jeweiligen Feiertage eingeschoben werden, zu sehen ist der Hinweis auf SCHabbat Rosch CHodesch (Schabbat am Monatsanfang). Eine der ursprünglich drei Glöckchen am unteren Rand fehlt aufgrund einer alten Beschädigung. Der Schild ist nicht gereinigt und restauriert.
Auf der rückseitigen Lade für die Hinweisschilder sowie auf der Vorderseite links unter der Hinweislade sind das Meisterzeichen JEF (Johann Friedrich Ehe) sowie die Beschaumarke der Stadt Nürnberg eingeschlagen. Johann Friedrich Ehe (*1735, †1808) ging 1750 bis 1756 in Augsburg bei Georg Nicolaus I. Bierfreund in die Lehre. Seit 1760 ist er als Geselle, ab September 1773 als Gold- und Silberschmied-Meister in Nürnberg belegt. Judaica gehörten zu seinen Hauptarbeitsbereichen. Beispiele für seine Arbeiten finden sich außer im Stadtmuseum Hagen unter anderem im Kölner Stadtmuseum, im Jüdischen Museum der Schweiz in Basel sowie im The Israel Museum in Jerusalem.
Die Kartuschen links und rechts der Gesetzestafeln enthalten die Namen und Orte der Spender sowie die Datierung. Es ist „Me‘ir Sohn des Schlomo“ (Schlomo = Salomon). Der hebräische Name Me‘ir bedeutet Licht, Leuchte der Gelehrsamkeit. Davon ist der in Deutschland unter Juden sehr verbreitete Vor- und Familienname Meier oder Meyer abgeleitet. In der Übersetzung enthalten die Kartuschen folgende Inschrift: „Der hochgelehrte Meier, Sohn des verstorbenen Salomon / und seine Ehefrau Hitzel, Tochter des Samuel / Brilon im Jahre 1785“. Eine Zuordnung zu den in Brilon bekannten jüdischen Familien ist bisher noch nicht gelungen.
Der Thora-Schild wurde in Brilon gespendet und dürfte in der dortigen Synagoge verwendet worden sein. Wie er nach Hagen gelangte und in den Besitz des Stadtmuseums gekommen ist, lässt sich derzeit nicht klären. Infrage kommt ein Ankauf aus dem Kunsthandel bzw. von den Reichsfinanzbehörden. Denkbar ist auch eine „Übernahme“ durch das frühere „Haus der Heimat – Sauerländisches Friedrich Harkort-Museum“ nach dem Reichspogrom im November 1938 bzw. im Zusammenhang mit den ab 1941/42 in Westfalen einsetzenden Deportationen.
Ralf Blank
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