Die Henkeltasse ist mit goldenen Rocaille- und Bändermustern verziert. Der Rand ist leicht gewellt, der abgesetzte Fuß ist mehrfach gekerbt. Am Boden findet sich keine Marke, sondern nur ein eingeprägter Kreis, möglicherweise ein Qualitätszeichen. Daher ist die Zuweisung zu einer bestimmten Manufaktur kaum möglich. Die Hälfte der Wandung trägt ein farbig ausgemaltes Panorama der Stadt Hagen. Das Motiv erstreckt sich von den Doppeltürmen der 1829 eingeweihten katholischen Kirche St. Marien bis zur Türkischrot-Garnfärberei und Stoffdruckerei Elbers. Auf der Vedute sind auf dem Fabrikgelände zwei Großkamine, nicht jedoch der 1861 aus gebrannten Ziegeln errichtete, mit 85 m überragend hohe Schornstein zu sehen. Links von der Marienkirche ist das 1831/32 errichtete, als Rathaus und Kreisverwaltung genutzte Gebäude zu sehen. Der vergoldete Absatz von der Wandung zum Bodenring trägt in Gold die Inschrift „Kreisstadt Hagen“.
Die vom „Goldberg“ gesehene Stadtansicht entspricht weitgehend dem um 1850 auf einer Lithografie von Eduard Schulte festgehaltenen Zustand. Mit dieser zeitlichen Einordnung korrespondiert auch die Form und Ausführung der Tasse. Eine zugehörige Untertasse ist nicht überliefert. Die Tasse gelangte 2002 aus Hagener Familienbesitz in den Bestand des Stadtmuseums.
Porzellan und besonders Tassen mit Veduten von Burgen, Schlössern, Städten, Sehenswürdigkeiten und Landschaften kamen verstärkt gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf. Sie wurden auf Bestellung als Einzelstücke angefertigt oder aber von den Porzellanmanufakturen in Serie hergestellt. Ihre bis in die Gegenwart anhaltende Beliebtheit erklärt sich aus der gestiegenen Reisetätigkeit und dem Bedarf an Souvenirs.
Mit dem Hagener Stück weitgehend identische Tassen sind aus dem Handel mit Ansichten von Hof an der Saale und Genf bekannt. Zweifellos wurden Ansichtstassen in dieser Ausführung in großer Zahl und von vielen Städten und Sehenswürdigkeiten hergestellt und vertrieben. Im Bestand des Stadtmuseums befindet sich eine weitere Tasse mit einer Vedute der Stadt Bielefeld. Sie datiert um 1840 und wurde in der Königlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin hergestellt. Des Weiteren sind Veduten auf Tassen und Vasen mit Landschaften und Ansichten von Berlin und anderen Städten vorhanden.
Ralf Blank
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