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Sederteller

Hellweg-Museum Unna Religion [2006/1]
Sederteller (Hellweg-Museum Unna CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Hellweg-Museum Unna (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Schwerer, reich mit einfachen, volkstümlichen Symbolen und Schriftzügen zum Sederabend verzierter Teller mit breiter, leicht geschwungener Fahne mit kleinem Wulstrand; die Ornamente vermutlich nachträglich und in einen unverzierten und oben gemarkten Teller in Flecheltechnik eingraviert: in der Mitte des Fonds ein Lamm als Hinweis auf das Passahfest, auf dem Rand stilisierte Pflanzen (evtl. Symbol des Bitterkrauts), Ranken, Rosetten, Sterne, Blüten und Herzen, verschiedene hebräische Inschriften, die sich auf die festgelegte Speisefolge des Sederabends (Vorabend zum Passahfest) beziehen (Erdfrucht, Salzwasser, Bitterkraut, Charosset, Brei aus Äpfeln, Nüssen und Zimt, Mazzot, Ei und gebratener Knochen). Besitzerinitialen auf der Rückseite (hebr.) Kombinierte Marke auf der Oberseite, das vereinigte Stadt- und Meisterzeichen mit Löwe und Pelikan und den Initialen IMI weist evtl. in die Schweiz.

Der Teller stammt den Angaben des Verkäufers nach aus der Bahnhofstraße 25 in Unna (angekauft von den Nachfahren eines Industriellen, der nach der Arisierung 1938 dort wohnte). Das Haus gehörte Julius Brandenstein, der hier das von seinem Schwager und Schwester gegründete Textilgeschäft "Josef Reifenberg" betrieb, 1938 Unna verließ und 1942 von Köln aus mit seiner Frau nach Theresienstadt deportiert wurde, wo beide Selbstmord begingen. Im gleichen Haus wohnten seit 1919 auch die Eltern von Frieda Brandenstein (Josef und Friederike Rosenmeyer). Josef Rosenmeyer starb in Unna 1935, seine Frau lebte aber bis 1938 in der Bahnhofstraße 25 und verließ gemeinsam mit den Brandensteins im November 1938 Unna mit dem Ziel Hilden. Im Zuge der Recherchen zur Provenienz des Tellers Anfang 2020 konnten Nachfahren der Familie Brandenstein in den USA kontaktiert werden. Gleichzeitig wurden weitere Recherchen zur Familie durchgeführt, die im Museum gesondert dokumentiert sind.

Der Sederteller befindet sich seit August 2006 in der Sammlung des Hellweg-Museum Unna. Ein Antiquitätenhändler aus Unna hatte den Teller dem Museum zum Kauf angeboten. Am 14. August 2006 erwarb der Förderverein des Museums ("Verein der Freunde und Förderer des Hellweg-Museums der Stadt Unna e.V.") den Teller für das Hellweg-Museum. Zwei Tage später übergab der Vorstand des Fördervereins den Teller an das Hellweg-Museum Unna. Nach mündlicher Auskunft des Antiquitätenhändlers gehörte der Sederteller zum Inventar eines kurz zuvor aufgelösten Unnaer Haushalts aus der Bahnhofstraße 25. Diese Immobilie war bis 1938 Eigentum des jüdischen Ehepaars Julius und Frieda Brandenstein. Diese waren im Zuge der Arisierungen im Herbst 1938 gezwungen, ihr Eigentum unter Wert zum Preis von 44.300 RM zu verkaufen. Gemeinsam mit der Mutter von Frieda Brandenstein, Friederike Rosenmeyer, die im gleichen Haus wohnte, verließ das Ehepaar Brandenstein im November 1938 Unna. Julius und Frieda Brandenstein wurden 1942 von Köln aus nach Theresienstadt deportiert, wo sie Selbstmord begingen. Friederike Rosenmeyer starb im gleichen Jahr in einem jüdischen Krankenhaus in Köln. Die beiden Kinder des Ehepaars Brandenstein, Kurt Brandenstein und Lotte Brandenstein (verheiratete Kaufmann), konnten 1937 und 1938 in die USA emigrieren.

Anfang 2020 konnte die Museumsleiterin Dr. Beate Olmer Nachfahren der Familie Brandenstein in den USA ausfindig machen. Es handelt sich um den Sohn von Kurt Brandenstein, Dennis Branden, sowie um den Sohn von Lotte Kaufmann, geb. Brandenstein, Joel Kaufmann. Die jüngere Schwester von Dennis Branden, Joan, hat nach Aussage ihres Bruders keine Einwände gegen den Verbleib des Tellers in Unna. Nachdem zunächst ein Verbleib des Tellers als Dauerleihgabe erwogen wurde, entschieden sich Dennis Branden und Joel Kaufmann zur Schenkung an das Museum. Mit Schreiben vom 15.12.2020 wurde der Sederteller formell an Dennis Branden und Joel Kaufmann restituiert. Das Schreiben über die Schenkung datiert vom 5.2.2021.

Material/Technik

Zinn / gegossen & graviert

Maße

H 3,2 cm ; D 34,0 cm

Hellweg-Museum Unna

Objekt aus: Hellweg-Museum Unna

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