Die Befunde der Michelsberger Kultur in der Soester Altstadt lieferten auch eine beträchtliche Anzahl an Feuersteingeräten. Diese verdeutlichen die große Bedeutung des Silex für die jungsteinzeitliche Bevölkerung. Allein der Graben II lieferte 249 Geräte oder Produktionsreste aus Feuerstein. Auffallend war der hohe Anteil des importierten hellgrauen matten Silex (43%), der sich deutlich vom einheimischen Material, das eher rötlich-braun glänzend erscheint, abhebt. Der qualitätvolle Rohstoff wurde in der Maasregion bei Rijckholt bergmännisch abgebaut und bis in unsere Region verhandelt. Während aus dem heimischen Material meist Abschläge und eher kleinteilige Geräte hergestellt wurden, diente der Importsilex besonders zur Herstellung von großen Klingen. Retuschierte Kratzer und Spitzklingen sind breit vertreten, während Beilklingen, Stichel und Bohrer – wie das abgebildete Exemplar – eher vereinzelt vorliegen. Bei den Pfeilspitzen sind vor allem blatt- bis tropfenförmige Exemplare bekannt, wie sie für die Michelsburger Kultur im Hellwegraum charakteristisch sind.
Soest und das westliche Westfalen war – anders als Ostwestfalen und die angrenzenden Landschaften – integraler Bestandteil eines Nordwestkomplexes der Michelsberger Kultur, die in Teilen Belgiens, der Niederlande, des Niederrheingebiets und Westfalens vertreten war. Verbindendes Element dieses sozial-kulturellen Netzwerkes war die gleichartige Keramik und der umfangreiche Austausch von Maassilex in Form von langen Klingen und Beilklingen, die oft den Charakter von prestigeträchtigen Geräten hatten.