Das cremèfarbene Abendkleid ist vermutlich um 1910-1920 gefertigt worden. Verbunden durch eine Taillennaht sind ein 82 cm langer Rock, der eher bis zu den Fußknöcheln reichte als bis zum Boden und ein kurzärmeliges Oberteil. Der Verschluss mit kleinen Druckknöpfen ist in der hinteren Mitte. Die Kombination von glänzendem Seidensatin und matter, floral bestickter Tüllspitze aus Baumwolle bilden eine reizvolle Ergänzung. Die circa 30 cm breite Spitze ist in zwei Bahnen zu einem weich fallenden Rock zusammengenäht und liegt über dem Satinrock, der 35 cm darunter hervorragt. Im Oberteil ist die gleiche Spitze über einen Unterbau aus Tüll und Seidenorganza gelegt. Der weite Ausschnitt ist mit einem Kördelchen eingefasst, das im Rücken gebunden wird. Eine 0,7 cm breites, leuchtend grünes Satinband verziert die Kante. Schmale Schnittteile aus Satin verlaufen vorne und hinten in einem tiefen V-Ausschnitt von der Schulter zur Taille, wo eine Überweite eingehalten wurde, um den damals modischen Eindruck des locker fallenden Oberteils zu erzielen. Verstärkt wurde das noch durch eine Baumwollbatistrüsche, die innen über den Brustbereich genäht wurde. Über die schmalen, kurzen Organzaärmel hängen Tüllärmel bis über den Ellenbogen. Drei kleine Biesen markieren die Armbeuge. Die weichen, zarten und glänzenden Stoffe betonen den femininen Eindruck.
Ergänzt wurde das Kleid mit einem 5,5 cm breiten Band aus Seidensamt, ebenfalls in leuchtendem Frühlingsgrün. Die zarten Stoffe, vor allem der Organza zeigen alterungsbedingte Verschleißspuren. Genäht wurde das Kleid teils mit einer Nähmaschine teils per Hand. Eine Zickzacknaht über der Taillenlinie verweist auf spätere Änderungen oder Reparaturarbeiten.
C.M.