Bei Grabungen in der ehemaligen belgischen Kaserne „Colonel BEM Adam“ konnten zahlreiche Befunde dokumentiert werden, die mit der Nutzung der Kaserne als Kriegsgefangenenlager Oflag VI A für hauptsächlich französische Offiziere während des Zweiten Weltkriegs zusammenhängen. Unter anderem wurden drei große Gruben aufgedeckt, in denen man nach Kriegsende jeglichen Abfall des ehemaligen Lagers entsorgt hatte. Anhand der zahlreichen, teilweise auch persönlichen Gegenstände kann ein guter Überblick über das Alltagsleben der internierten Offiziere rekonstruiert werden.
Die vorliegende Feldflasche wurde von einem Kriegsgefangenen mit Gravuren versehen, die aufgrund der großen Schadhaftigkeit des Objekts leider nur unvollständig seinen Leidensweg wiedergeben. Auf der Vorderseite ist mittig ein gepunktetes Herz eingraviert, das von einem Pfeil durchbohrt wird. Umlaufend erkennt man die Worte FRANCE : BELGIQUE : ALEMAGNE. Die Rückseite ist fast vollständig korrodiert. Dennoch lassen sich hier die Worte LE DILY entziffern, die sich möglicherweise auf einen Ort etwa 35 km südwestlich von Saint Malo in der Bretagne beziehen. Darunter ist eine 39 eingraviert, die vielleicht an das Jahr des Kriegseintritts Frankreichs erinnert. Der unvollständige Satz MA […] CAPTIVITE lässt darauf schließen, dass die Gravuren während der Gefangenschaft des Besitzers ausgeführt wurden. Die Feldflasche ist vermutlich ein Exemplar des deutschen Modells 31, das in der Regel an Flaschenhals oder Schraubverschluss mit Herstellermarken versehen war. Bei unserem Exemplar ist der Verschluss nicht erhalten und der Hals stark korrodiert. Allerdings ist die Flasche am Boden mit der kyrillischen Inschrift „Industrie Beograd“ gestempelt. Nach der Okkupation Serbiens durch die Wehrmacht im Jahr 1941 wurden viele der dortigen Betriebe der deutschen Rüstungsproduktion unterstellt, um kriegswichtige Produkte für das Deutsche Reich herzustellen.