In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts verbesserte sich die Situation der Menschen in Deutschland zusehends. Die Versorgungslage war längst nicht mehr so dramatisch wie noch in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Man hatte wieder eine vorzeigbare Wohnung, genug zu essen und konnte sich angemessen kleiden. Es ging beständig bergauf. Vom Wirtschaftswunder war die Rede. Nun kam die Zeit, in der man sich wieder etwas leisten konnte, das nicht zur unmittelbaren Daseinsfürsorge benötigt wurde.
Für viele stand ein Radiogerät, das etwas hermachen sollte, ganz oben auf der Wunschliste. Das Radio war nun nicht mehr ein Gerät, das die Menschen noch als Instrument der nationalsozialistischen Propaganda in Form des Volksempfängers kannten. Vielmehr schritt die Entwicklung schnell voran. Radio hören wurde zum Erlebnis. Es erfüllte mehrere Funktionen. Man konnte Nachrichten verfolgen, Musik zur Unterhaltung hören oder Hörspielen lauschen. Auch Live-Übertragungen von Fußballspielen konnte man mitverfolgen. Legendär ist die Reportage vom Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 1954, als die Menschen massenhaft vor den Geräten saßen und hörten, wie Herbert Zimmermann den Siegtreffer der deutschen Mannschaft kommentierte: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“
Das Grundig Konzertgerät 3088 kam drei Jahre nach dem Wunder von Bern auf den Markt und kostete stolze 355 DM, also fast einen durchschnittlichen Bruttomonatsarbeitslohn. Für den Preis hatte es einiges zu bieten. Es verfügte über drei Lautsprecher, die einen hervorragenden Klang abstrahlten. Unterstützt wurde die Klangqualität durch ein Vierfach-Wunschklangregister, das man heute als Equalizer bezeichnen würde. Neben Sendern auf Lang- Mittel- und Kurzwelle konnte man vor allem auch solche auf UKW empfangen. Auf Grund eines anderen Modulationsverfahrens war hier die Klangqualität deutlich besser. Das Magische Auge, das mit seinem grünlichen Flackern die Feinabstimmung der Sender ermöglichte, faszinierte die Menschen. Doch die Technik schritt mit großen Schritten voran. Bereits in den sechziger Jahren wurde die Röhrentechnik weitestgehend durch den Transistor abgelöst. Das Zeitalter der Stereo-Technik brach an.
Dietmar Freiesleben