Fritz Roeber zählt neben Peter Janssen und seinem Bruder Ernst zu den bedeutendsten Vertretern der späten Düsseldorfer Monumentalmalerei. Leider haben sich nur wenige seiner Wandbilder erhalten. Er widmete sich vor allem der Geschichtsmalerei und war auch als Lithograph und Illustrator tätig. Roebers künstlerisches Werk gilt als retrospektiv. Er war ab 1893 Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf und wurde später (1908 - 1924) deren Direktor.
Das großformatige Gemälde Roebers im Museum Abtei Liesborn stellt eine Walpurgisnachtsszene aus dem Faust dar. Am linken Bildrand im Vordergrund stehen Faust und Mephisto. Sie sind umgeben von nackten Hexen und Teufelsgestalten, die sich einem orgiastischen Treiben auf dem Blocksberg hingeben. Faust blickt ernst auf eine Erscheinung des toten Gretchens in der Bildmitte. Ihr bleiches Antlitz, das weiße Gewand, die geschlossenen Augen und die Haltung der Hände lassen sie wie aufgebahrt aussehen. Eine feine rote Linie am Hals deutet die Spur des Henkersbeils an. Dieses Motiv ist vermutlich dem 5. Akt der Oper "Marguerite" von Charles Gounod entlehnt, die 1856 - 1858 komponiert wurde und zur Entstehungszeit des Gemäldes um 1910 sehr populär war. Die Oper geht auf Goethes Faust zurück. Auch dort wird in der Walpurgisnachtsszene ein "rotes Schnürchen" am Hals des Gretchens erwähnt. In der für Roeber typischen theatralischen Darstellungsweise der Figuren scheint das Gemälde der Opernszene jedoch näher zu stehen als dem Text Goethes.
Über den Auftraggeber und den ursprünglichen Bestimmungsort des Gemäldes ist nichts bekannt.