Jean Delcour, der bekannteste wallonische Bildhauer des Barocks, modellierte hier einen muskulösen Corpus, der mit einem leichten Bogen nach rechts an den hoch gereckten Armen hängt. Christus schaut mit schmerzlichem Ausdruck nach rechts oben. Sein Mund ist leicht geöffnet. Das flatternde Ende des Lendentuchs unterstützt die Bewegung nach rechts. Der Corpus ist eine ausdrucksvolle und fein detaillierte Darstellung von Christus, als er sagt: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" (Mk. 15,34 und Mt. 27,46) Bevor Michelangelo (1475 - 1564) dieses Motiv in einer Zeichnung um 1541 für Vittoria Colonna verwandte, wurde es selten als Einzelthema in der Kunst behandelt. Es war Michelangelo gelungen, eine neue Darstellung des Gekreuzigten zu schaffen, in der nicht das physische Leiden sondern die Gottverlassenheit vermittelt wird. Die Darstellungsart dieses Themas hier, die sich ab dem späten 16. und dem frühen 17. Jahrhundert etabliert und sich weit verbreitet hat, geht auch auf die weitere gestalterische Entwicklung des Themas von Künstlern wie Giovanni Bologna (1529 - 1608) und Peter Paul Rubens (1577 - 1640) zurück.