Ein großes, dramatisches Sujet in einem kleinen, unspektakulären Bildformat: die Unmittelbarkeit des malerischen Duktus, die mit rascher Hand eingeritzte Bezeichnung des Bildes, der einfache Holzgrund statt aufwendiger Leinwand lassen hier eine vor der Natur gemalte Studie erkennen. Sie entstand auf Achenbachs erster Reise nach Skandinavien, die ihn zu einer damals schon viel besuchten Touristenattraktion führte, den Trollhättanfällen.
Mit flüchtigem Pinselstrich und pastosen Weißhöhungen skizziert Achenbach das stürzende Wasser und die schäumende Gischt dieses grandiosen Naturschauspiels, dem zwei winzige Staffagefiguren den Maßstab geben. Doch das Maß aller Dinge ist hier nicht der Mensch, sondern die elementare Naturgewalt einer göttlichen Weltschöpfung, vor deren Erhabenheit der Mensch nur erschauern kann.
Welche Dimension diese Studie als durchkomponiertes Atelierbild hätte annehmen können, lässt das wenig später entstandene Exponat "Nordisches Gebirge im Winter" erahnen, in dessen unwirtlicher Szenerie sich Elemente romantischer Stimmungslandschaft und realistischer Naturdarstellung meisterhaft verbinden. Durch das monumentale, bisher dem Historienbild vorbehaltene Format erhebt Achenbach hier die Landschaftskunst auf den Rang eben dieser Historienmalerei: Geniestreich und malerisches Manifest eines der bedeutendsten Landschaftsmaler, den die sogenannte Düsseldorfer Malerschule jemals hervorbrachte.
Eine ebensolche Bedeutung für die Landschaftsmalerei erlangte sein jüngerer Bruder Oswald Achenbach (1827-1905), der auch an der Düsseldorfer Akademie studierte und später dort als Professor lehrte. Er fand sein Motivrepertoire in der italienischen Campagna, deren atmosphärisch-malerische Farbvaleurs er - wie in den beiden ausgestellten Werken - in lockerem, beinahe skizzenhaftem Pinselduktus gestaltete. Mit dieser fast modern zu nennenden Malweise gilt er als Überwinder des Detailrealismus der Düsseldorfer Malerschule. S.B.