Auf der Vorderseite der runden Flasche zeigt ein Engel das Marienkleid und die Windeln Christi, darunter erkennt man das Wappen von Aachen.
Die Umschrift lautet: "Coept fles van aken ter spoet en hout d(aar) in hey-
lich water tes god" (Kauft eine Flasche aus Aachen sogleich und haltet darin heiliges Wasser, das ist gut.) Auf der Rückseite findet man die Abbildungen des hl. Papstes Cornelius, darunter ein Wappen des rheinischen Wallfahrtsortes Cornelimünster, rechts davon ist der Maastrichter Heilige Servatius mit dem Petrusschüssel, Kelch und Patenen dargestellt.
Die Vorderseite verrät dem Betrachter die Funktion dieser Feldflasche. In ihr sollte - wie heute noch üblich - heilkräftiges Wasser von der Aachener Pilgerfahrt mitgebracht werden. Steinzeugfabriken des Rheinlandes produzierten im späten Mittelalters diese Gefäße in großen Mengen. Auch diese aufwendig dekorierte Pilgerflasche stellte kein kostbares Einzelstück dar. Die Reliefauflagen wurden getrennt in Negativformen hergestellt, danach dem Gefäßkörper aufgelegt und im Töpferofen gebrannt.
Die Pilgerfahrten dienten dem Besuch eines Heiligtums oder eines Heiligen und seinen Reliquien. Dabei bezeugte der Pilger seine Reue bzw. Buße oder erfüllte ein Gelübde. Am beliebtesten und wirkungsvollsten waren die Reisen ins Heilige Land, nach Rom oder angeblichen Grab des Apostels Jacobus in Compostella in Spanien. Wem eine so weite meistens zu Fuß unternommene Reise nicht möglich war, besuchte wichtige Wallfahrtsorte in seiner Umgebung. Aachen galt mit seinen Reliquien der Maria und des Christuskindes als einer der wichtigsten Orte nördlich der Alpen, und auch Dortmunder Bürger machten sich alle sieben Jahre dorthin auf den Weg.
C. A.