Als Anfang der 1840er-Jahre in Esslingen eine Bildfolge mit dreißig Werkstattdarstellungen erschien, die heute vielfach als »Esslinger Gewerbeblätter« bezeichnet werden, war unter den Lithografien eine Buchbinderwerkstatt. Auf dem Blatt sind sechs Handwerker in grünen Buchbinderschürzen bei den wichtigsten Schritten des Buchbindens zu sehen. Das Bild wird von einem Text begleitet, der diese und weitere Schritte für jugendliche Leser nachvollziehbar macht. Die Zeichnung ist umgeben von verschiedenen Werkzeugen und einem – wie es im Begleittext heißt – schönen und eleganten Einband in Maroquin mit Goldschnitt.
Das Bild kann von rechts nach links gelesen werden. Auf der rechten Seite, außerhalb der eigentlichen Werkstatt, ist ein Handwerker beim Schlagen von Papier zu sehen. In der Werkstatt werden Bücher geheftet, am Beschneidehobel beschnitten, außerdem geprägt und gepresst. Die Person in der Mitte facht mit einem Blasebalg das Feuer im Leimofen an. In der unteren rechten Bildecke sind Ausgangs- und Endprodukt des Buchbinderhandwerks zu erkennen: ein Stapel ungefalzter Drucke, wie er eine Buchbinderei erreichte, und daneben Stapel mit Büchern in unterschiedlichen Einbänden.
Die große Anzahl der dargestellten Personen diente dazu, viele Arbeitsschritte
zeigen zu können. Sie entsprach nicht der durchschnittlichen Besetzung einer handwerklichen Buchbinderwerkstatt, in der in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts neben dem Meister meist nur ein Lehrjunge und möglicherweise noch ein Geselle arbeiteten.
(Autorin: Anke Hufschmidt)