Bei diesen Exponaten handelt es sich um die Beschneidungsbücher (Mohelbücher) von Mohel Meyer Spiegel aus Hovestadt. Das eine Buch wurde 1814 in Wien gedruckt und enthält neben einer theoretischen Einführung 194 Einträge von Beschneidungen aus den Jahren zwischen 1853 und 1865. Das Zweite enthält keine Einträge - möglicherweise handelt es sich dabei um ein Ersatzexemplar.
Meyer Spiegel (1805-1875) war als Beschneider (Mohel) für 43 Orte in der Nähe von Hovestadt (bei Lippstadt) tätig und notierte als solcher bei jeder durchgeführten Beschneidung die Namen des Jungen, des Vaters und meist den eines Patens mit Ort und Datum. Damit erweist sich das Mohelbuch für genealogische Forschungen als sehr wertvoll.
Im Jahre 1873, kurz vor seinem Tod, zog Meyer Spiegel mit einem Teil seiner Familie nach Gelsenkirchen, zu einem seiner Söhne. Dort fand Elfriede Prüfke Jahrzehnte später das Buch gemeinsam mit anderen Unterlagen im sogenannten „Judenhaus“ in Gelsenkirchen. Sie bewahrte die Bücher auf, nachdem die Bewohner von den Nationalsozialisten deportiert und später ermordet wurden. So gelang das Mohelbuch zunächst in die Hände ihrer Tochter, Margot Bücher, und wurde von ihr als Leihgabe an das Museum weitergegeben.
Im Sommer 2018 erhielt das Museum einen Anruf von Vincent Garay-Spiegel, dem Ururenkel von Meyer Spiegel. Recherchen und Gespräche ergaben: Der rechtmäßigen Eigentümer war Familie Spiegel. Zur Freude des Museum entschied sich die Familie jedoch gegen die rechtmäßige Restitution und schenkte dem Museum das Beschneidungsbuch. So ist es langfristig für die Öffentlichkeit gesichert.