Aus Soester Fundstellen sind mittlerweile Fragmente von 10 Tonstatuetten aus sogenanntem weißen Pfeifenton bekannt. Produktionsstätten solcher Figürchen, die im Europa des 15./16. Jahrhunderts eine weite Verbreitung fanden, sind etwa aus Worms, Aachen, Utrecht oder Amsterdam bekannt. All unsere Fundstücke wurden möglicherweise in Köln hergestellt, wo ein Brennofen einer „Bilderbäckerwerkstatt“ mit z. T. modelgleichen Stücken ausgegraben wurde. Dort konnten mit Hilfe von zweiteiligen Formmodeln Tonfiguren als Massenware hergestellt werden, die man in das ausgehende 15. Jahrhundert datiert.
Obwohl es eine nicht unbeträchtliche Zahl an profanen Darstellungen gibt, überwiegen die religiösen Motive. Über Wallfahrten oder Märkte fanden diese Figürchen dann den Weg in viele Haushalte auch außerhalb Kölns, wo sie z. B. in Hausaltären ihren Platz fanden. Aber auch als Geschenke - etwa zu Neujahr - wurden sie überreicht, genauso wie zur Geburt eines Kindes. Die kopflose Statuette einer weiblichen Figur mit langem Kleid, die in ihrer Linken einen Ring hält, ist als Darstellung einer Braut in Zusammenhang mit Hochzeitsritualen denkbar. Das offenbar gefragteste Produkt der Kölner Werkstatt - sie produzierte zahlreiche verschiedene Jesusknaben - ist auch im Soester Fundmaterial zweimal vertreten sowie einmal das Seitenteil einer Wiege. Vier Sockelfragmente lassen sich nur allgemein weiblichen Figuren zuweisen und das Fragment eines Palmwedels könnte von einer Statuette der Hl. Barbara stammen. Als einzige vollständig erhaltene Figur wurde ein kleiner betender Engel gefunden, der ebenfalls sein modelgleiches Pendant im Kölner Fundkomplex hat.