In einer Planierschicht eines im 30-jährigen Krieg zerstörten Hauses fanden sich u. a. auch Fragmente von 16 Tonmodeln. Sie bestehen aus weißlich grauem bis beigem, feinem Ton und weisen rund-ovale oder rechteckige Grundformen auf. Bei den Bildmotiven begegnen uns biblisch-religiöse Themen, ansonsten meist profane Menschendarstellungen und Tiermotive.
Die Darstellung eines langbärtigen Landsknechtes zeigt anschaulich das oft extravagante Erscheinungsbild dieser Söldnerkaste im 16. Jahrhundert. Seine äußerst pittoreske Bekleidung besteht aus einem gebauschten und geschlitzten Wams mit weiten Ärmeln sowie Pluderhose mit Genitalschutz, zu denen er eine mit Federbusch geschmückte Kopfbedeckung trägt. An seinem Gürtel hängt neben einer Tasche das typische Kurzschwert der Landsknechte. Er stützt sich zudem auf seine Hauptbewaffnung, den Langspieß, der allerdings modelbedingt etwas zu kurz geraten ist.
Nach heutigem Kenntnisstand sind die meisten spätgotischen und renaissancezeitlichen Tonmodeln als Gebäckformen zu deuten, aber genauso wichtig war ihre Verwendung für Tonabformungen bei der Verzierung und Herstellung von Steinzeuggefäßen. Sie fanden ebenfalls bei der Ausformung von Wachsabdrücken in Buntmetallwerkstätten, etwa bei der Herstellung von Applikationen an Glocken oder Metallgefäßen, Verwendung. Ein weiteres Ausformungsmaterial war Papiermasse. Derartig hergestellte, anschließend farbig bemalte Papierreliefs wurden in Serie produziert und fanden z. B. als Andachtsbilder auch eine Verbreitung in vielen privaten Haushalten. Die Datierung der Soester Modeln ist nicht einheitlich, sondern reicht von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges.