Handsteine zählen zu den kostbarsten Manifestationen bergbaulicher Kunst- und Kulturgeschichte. In den nur wenigen erhaltenen Exemplaren, Meisterwerken namentlich meist unbekannter Gold- und Silberschmiede, spiegeln sich die Vorstellungswelt des spätgotischen wie barocken Menschen. Der Siegener Handstein steht auf einer versilberten Kupferplatte, auf der ein aus verschiedenen Mineralienstufen zusammengesetzter Berg liegt. Die Fassung besteht aus nebeneinanderliegenden Dreiecken, die Kupferplatte steht auf vier kalottenartigen Standfüßchen, die mit Punzreihungen verziert sind. Auf der durch Einschnürungen gegliederten Platte findet man Devise und Datierung: Eisen wahr ich, Kupfer bin ich, Silber trag ich. 1674.
Die Mineralien des Handsteins sitzen auf einem Gipskern, sie ragen teilweise über die Kupferplatte hinaus. In den Seitenflächen findet man Silberfigürchen, die Bergleute bei der Arbeit zeigen. Ein mit Tracht bekleideter Knappe sitzt mit einer Kratze im Knieort vor einem Felsvorsprung, ein zweiter sitzt auf dem Leder und schwingt einen schweren Schlägel. Auf der Schmalseite sieht man einen Hauer, der aus einem Schacht emporkommend eine Fahrt erklimmt. Die mit der Datierung bezeichnete Schmalseite zeigt in halber Höhe ein Mundloch. Hier kommt aus einer mit einer silbernen Bohle belegten Sohle des Streckenganges ein Huntstößer, der einen mit Haufwerk gefüllten Förderwagen schiebt. Außerdem sieht man eine Knappen im Vortrieb und einen Hauer in einer anderen Felsspalte. Vom Plateau des Handsteins führt ein aufgeständerter, über den Abgrund geführter hölzerner Steg hinab zu einem Ort, an dem nur noch ein offnes Geleucht von der Firste herabhängt. Auf dem Handsteinplateau dominiert der Pferdegöpel in seiner kegelförmigen Gestalt. Zwei überdachte Ausgänge sind angesetzt. Aus einem schiebt ein Bergmann auf einer Bohlenbahn einen gefüllten, einrädrigen Karren heraus. Vor dem Göpelgebäude stehen zwei Förderkübel, einer mit einem grünen Erzbrocken gefüllt. Die zweite Szene zeigt zwei Bergleute bei der Förderung am Haspel. Über dem Schacht sieht man einen Rundbaum, an den ein Seil angeschlagen ist. Im Schacht selbst hängt eine große Fördertonne. Die beiden an den Kurbeln stehenden Knappen mühen sich offensichtlich beim Herauswinden. Neben dem Schachtausbau erkennt man eine gefüllte einrädrige Schubkarre auf einer Bohlenbahn.
Der im Siegerlandmuseum bewahrte Handstein gehört zu den kleineren Objekten dieser Kunstgattung. Er konzentriert sich auf die Schilderung bergmännischer Arbeit. Spruch und Datierung erlauben eine Lokalisierung nach Herrengrund.
Text von Ursula Blanchebarbe