Glas mit rubinfarbenem Überfang und eingeschnittenen Figuren: Franzquelle (Salz- und Wiesenquelle) Louisenquelle (Badehaus), Aufschrift Dr. Haas und Motiv mit drei sitzendend Frauen beim Spinnen, sowie de Inschrift "Spinet lange den Faden des Lebens".
Glas zählt zu den ältesten Werkstoffen der Menschheit.Um es herstellen zu können, braucht man Quarzsand, Natriumcarbonat, Pottasche, Feldspat, Kalk, Dolomit und Altglas. Große Bedeutung hat es durch seine optische Durchsichtigkeit, allerdings gibt es auch undurchsichtiges, opakes Glas. Seine Eigenschaften sind hinreichend bekannt, wie Zerbrechlichkeit, weitgehende resistent gegen Chemikalien, geschmacksneutral und seine Hitzefestigkeit. Als Flach-, Hohl- oder Rohrglas findet es als optisches Glas, Gebrauchglas oder für das Kunsthandwerk Verwendung. Durch Hinzufügen von Metallen wird das Glas gefärbt. Mit zweiwertigem Kupferoxid wird es blau, mit einwertigem rot, kupferrubinrot. Man nennt es Kupferrubinglas. Bereits die Antike hat davon Kenntnis. Im Mittelalter wird es in den bunten Kirchenfenstern verarbeitet. Es wird weiter experimentiert: Gold in Königswasser aufgelöst färbt Glas rubinrot. Es trägt daher den Namen Rubinglas oder Goldrubinglas. Ein von Menschenhand geschaffener Edelstein. Im Handel wird es das teuerste Glas, im Barock zahlt man gar nach Gewicht des Objekts. Man hofft gar, auf diese Weise den Stein der Weisen zu entdecken. Dem Chemiker und Glasmacher Johann Kunckel (um 1630 -1703) gelingt es unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm das Verfahren zwischen 1678 und 1683 technisch so weiterzuentwickeln, dass eine gewerbliche Herstellung sinnvoll wird. Das Rubinglasgeheimnis wird durch Kunckel selbst verbreitet. Die Produktion bleibt eine technische Herausforderung. Dazu ist sie sehr teuer und somit nur für Luxusgüter geeignet. Glashütten in Brandenburg wie Potsdam und Zechlin, Böhmen, Schlesien, Sachsen und Süddeutschland, selbstverständlich auch in Ländern wie Polen, Russland, China, Italien, Frankreich und England verstehen sich auf diese Kunst. Sobald man die Glasmasse hat, wird die Wandung modelliert, dann das Glas je nach Bedarf geschnitten, geschliffen, gefasst und bemalt. Es entstehen Pokale, Kelche, Becher, Krüge, Kannen, Flakons und Flaschen, Dosen, Koppchen, Schalen und Teller, Likörservices. Services für Toilette und Reise. Die Objekte werden entweder im Ganzen oder aus Versatzstücken zusammengesetzt. Die vielen Formen zeigen das Interesse und die Wertschätzung an diesem neuen Material. Dass das Goldrubinglas für die aufkommenden heißen exotischen Getränke wie Kaffee, Tee und Schokolade Verwendung findet, bleibt etwas rätselhaft, betont somit dessen Besonderheit.
Text von Susanne Kern-Terheyden