In stark zerdrücktem Zustand wurde die kleine goldene Fibel am westlichen Stadtrand von Soest gefunden. Sie besitzt einen kreisförmigen Grundriss und einen kegelförmigen Aufbau vor einem soliden inneren Zylinder aus Goldblech. Zu ihrem ursprünglichen Aussehen gehörten zwei Perlenreihen, die ehemals in Ösen vor senkrechten Goldblechstreifen angeordnet waren. Alternierende Dekorzonen sind gleichmäßig angeordnet. Vom Rand der Fibel schräg zur Basis einer zentralen Fassung hin sind sechs Bleche mit je zwei übereinander angeordneten Blechfassungen angebracht. In den oberen Fassungen befinden sich noch leicht ovale, mugelige Granate. Die unteren Fassungen sind leer, genauso wie sechs große Zargenfassungen auf der Grundplatte für ehemals aufgestiftete Einzelperlen. Ob die zentrale Fassung mit ihren vier kleeblattförmigen Halterungen ursprünglich einen Edelstein oder ebenfalls eine Perle trug, muss unbeantwortet bleiben. Granulierte Goldkügelchen und Filigrandraht sind weitere Zierelemente. Die angelötete Nadelkonstruktion ist bis auf die Nadel ebenfalls erhalten.
Seit dem Ende der frühmittelalterlichen Beigabensitte zählt Fibelschmuck aus Edelmetall zu den archäologischen Raritäten. Da einfache Buntmetallfibeln als Bestandteile der alltäglichen Kleidung getragen wurden, sind sie als Verlustobjekte im archäologischen Kontext häufig vertreten. Wertvoller Schmuck war jedoch auch Standeszeichen und ermöglichte den Trägern, soziale Zugehörigkeit zu zeigen. Das Soester Stück weist eine deutliche Verwandtschaft zu den Objekten des „Mainzer Goldschmucks“ auf, auch wenn deren Verarbeitungsqualität noch weit höher liegt. Aus Westfalen sind vergleichbare Stücke bisher nur aus Minden und Medebach bekannt. Das vorliegende Fundstück zeigt die höfische Schmuckmode des beginnenden 11. Jahrhunderts, einer Zeit, als Soest unter anderem durch den Bau der Pfalz des Kölner Erzbischofs in seinem Zentrum die kirchliche Macht- und Prachtentfaltung eines Kirchenfürsten hautnah erlebte.