Die Geduldsflasche mit dem religiösen Motiv der Kreuzigung Christi dürfte etwa 100 Jahre alt sein. Im Zentrum der Flasche steht ein Gleichschenkliges Holzbodenkreuz mit dem gekreuzigten Christus. Dieser trägt neben dem Lendenschurz anstatt der Dornenkrone eine Königskrone. Dieses ist sehr außergewöhnlich, eine ähnliche Darstellung in einer Geduldsflasche konnte bisher noch nicht gefunden werden. Die Krone deutet auf Christus, den König, hin. Links und rechts neben dem Kreuz Christi, an dem sich am oberen Längsbalken der Titulus INRI befindet, stehen zwei kleinere Kreuze, an welchen die beiden mitverurteilten Verbrecher hängen. An der Spitze des Längsbalkens des Kreuzes Christi befindet sich ein halbrunder Querbalken, der eine schwer entzifferbare Inschrift trägt. Sie wird heißen: „Vater vergib ihnen sie wissen nicht was sie thun.“ Bei dem dargestellten Kreuz handelt es sich um ein „Arma-Christi-Kreuz“. Arma bedeutet Waffen und steht für die Leidenswerkzeuge der Kreuzigung, die in der Flasche um das Kruzifix drapiert sind. Neben einer Leiter sind hier eine Lanze, Hammer, Zange, Geißel, ein Kelch sowie der Ysopstab zu sehen. Aber auch ein Hahn, der für den Verrat an Christus steht, sowie eine Lilie sind vor dem Kreuz dargestellt. Die Leidenswerkzeuge waren bis in das 19. Jahrhundert fester Bestandteil der volkstümlichen Bilderwelt. Ihre andächtige Betrachtung sollte vor plötzlichem Tod schützen und Gebärenden Beistand leisten.
Die Kunst, Gegenstände in eine Flasche zu bringen, ist nahezu 300 Jahre alt. Diese Tradition, religiöse oder alltägliche Szenen in einer Flasche darzustellen, wurde hauptsächlich in den vom Bergbau geprägten Regionen im Erzgebirge sowie im Allgäu betrieben. Man vertrieb sich in den langen Wintermonaten bei der Herstellung der „Geduldsflaschen“ oder „Eingerichte“, wie sie auch genannt werden, die Zeit, hatte eine Beschäftigung mit meist frommen Inhalt, und konnte sich mit den kunstvollen Ergebnis