Bei dem im Volksmund sogenannten „Dudelsack“ handelte es sich um eine Handharmonika. Wie aus dem schönen Originalkarton der Harmonika zu ersehen ist, wurde das Instrument von der Firma „Herfeld & Comp., Größte Musikinstrumenten-Fabrik in Neuenrade/Westfalen“ unter der Artikelbezeichnung „Continental Nr. 1115“ gebaut.
Die vorgestellte Handharmonika, hergestellt etwa um 1930, ist kein ausgewiesenes Kinderinstrument. Sie ist allerdings von einfachster Machart, die wichtigsten Korpusteile sind aus Holz. Auch der metallene Eckenschutz ist in einfachster Ausführung. Auffällig ist, dass sich keinerlei Riemenbefestigung an dem Instrument befindet. Die kleine Handharmonika wurde also nicht wie ein großes Akkordeon an den Körper geschnallt, sondern musste mit den Händen gehalten werden.
Der vom Autor zur fachlichen Beurteilung dieser Handharmonika hinzugezogene Musikverleger und Musikpädagoge, insbesondere für Akkordeonmusik, Ralf Kaupenjohann aus Essen, sagt weiter zu diesem Instrument: „Die Handharmonika besitzt zehn Diskantknöpfe. Dahinter verbergen sich in der Regel zwei Töne. Man nennt ein solches Instrument dann wechseltönige Handharmonika, denn ähnlich wie bei den meisten Mundharmonikas erklingen – je nach Spielwindrichtung – zwei verschiedene Töne. Auf der Bass-Seite für die linke Hand mit den vier Knöpfen finden sich zwei Bass-Tasten und zwei Tasten mit Dur-Akkorden. Diese Bass-Seite war ebenfalls wechseltönig, und zwar so, dass die Basstöne genau zu den Melodietönen passten. Das Instrument ist zweichörig. Um es klangvoller bzw. lauter zumachen, ertönt beim Drücken eines Knopfes nicht nur eine durchschlagende Zunge, sondern gleich zwei. Der zweite Ton ist etwas höher gestimmt, so das eine Schwebung entsteht. Dieser charakteristische Klang ist sehr klischeebildend für manche Akkordeonmusik, wie z.B. Seemannslieder oder Alpenländische Musik. Diese Handharmonika war ein tragbares Instrument, mit dem man einfache Melodien und eine simple rhythmische Begleitung spielen konnte. Zu Beginn – in der Mitte des 19. Jahrhunderts – war es ein Spielzeug für bessere Schichten, später dann, in der hier vorliegenden schlichteren Bauform, ein Massenartikel.“