Diese Ofenplatte mit dem Motiv „Vor dem Wirtshaus“ wurde in der ehemaligen Gaststätte „Zum Hammerschmied“ in Ennepetal-Milspe noch während der Umbauphase des Gebäudes „Passage am Markt“ (anfangs „Ringkaufhaus“, eröffnet 1983) im August 2018 zufällig entdeckt. Schemenhaft zu erkennen sind eine Frau und fünf Männer sowie ein Tisch; unter einem Schemel steht ein Weinkrug. Und darüber ist ein Dach angedeutet, an dem Weinranken emporwachsen. Klaus Lange (1977) berichtet über das Bildmotiv dieser gusseisernen Herdplatte „Vor dem Wirtshaus“ (18. Jahrhundert): „Eine seltene rustikale Szene (Dämmerschoppen?), wahrscheinlich aus dem Elsaß stammend“. Diese Milieu-Szene des einfachen Landlebens hat bekannte Genredarstellung der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts zum Vorbild.
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stellten Siegerländer Eisengießereien erste Herd-, Kamin-, und Ofenplatten her. Diese wurden an der Innenwand bei offenen Kaminen befestigt. Sie speichern die Wärme und verstärken die Rückstrahlung des Kaminfeuers. Die Holzmodelle als Positivform der Herdplattenmotive fertigten Formenschnitzer oder Modelleure an. Ofenplatten wurden anfangs noch im offenen Herdguss hergestellt: eine nach oben offene Gießform ohne Oberkasten. Die Ofenplatte „Vor dem Wirtshaus“ entstand nach diesem Prinzip, was an der unebenen Rückseite erkennbar ist. Sie könnte möglicherweise auch ein späterer Nachguss sein, aber das ist nicht eindeutig.