Die Peitsche stammt vermutlich aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihr Aufbau ist einfach: Sie besteht aus einem hölzernen Rundstiel, an dessen Vorderende Lederriemen befestigt sind. Die Montierung wurde mit einem breiteren Lederband ummantelt, um ein möglicherweise zu schnelles Abreißen der Riemen zu verhindern. Im Fall des hier vorliegenden Objektes ist das Rundholz mit einem Loch versehen, durch das ein Sisalband gefädelt wurde. Es diente sicherlich als Aufhängöse, um die Peitsche jederzeit schnell griffbereit zu haben. Darüber hinaus wurde in das Holz der Name „Weber“ eingeschnitzt – vermutlich der Name des Besitzers bzw. der Besitzer.
Grundsätzlich lässt sich davon ausgehen, dass Gegenstände dieser Art in erster Linie zur Bändigung von Tieren angeschafft wurden. Dennoch ist festzuhalten, dass bis in die 1970er-Jahre Peitschen auch als Züchtigungsmittel für Kinder verwendet wurden. Als Rechtfertigung für diese Praxis wurde in der Regel die Bibel herangezogen, wo es im Buch der Sprichwörter heißt: „Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat.“ (3,12). Das Auspeitschen wurde in diesem verzerrten Verständnis sogar zum „Liebesbeweis“.
Es ist davon auszugehen, dass die ausgestellte Peitsche tatsächlich für die Züchtigung von Kindern verwendet wurde. Allein der Kontext des Zugangs in die Sammlung, der sich mit den Objekten der „Hochlarmarker Küche“ im Jahr 1980 verbindet, spricht dafür, dass die Peitsche als ständig präsente Bedrohung im Wohnraum präsent war. Auch das Fehlen von zwei Lederriemen offenbart, dass die Riemenpeitsche genutzt wurde.