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Briefe an Ilse Reifeisen

Jüdisches Museum Westfalen Dorsten Dokumente [o. Inventarnr.]
Briefe an Ilse Reifeisen (Thomas Ridder/ Jüdisches Museum Dorsten CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Thomas Ridder/ Jüdisches Museum Dorsten / Thomas Ridder (CC BY-NC-SA)
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Beschreibung

Bei diesem Exponat handelt es sich um 180 Briefe an Ilse Reifeisen, abgesendet von ihren Eltern. Die Briefe wurden alle zwischen 1939 und Januar 1942 geschrieben und verschickt.

Ilses Vater Simon Reifeisen (1892- 1944) wurde in einer Kleinstadt bei Lemberg, in der heutigen Ukraine, geboren. Als Kind verließ er seine Heimat, lebte zuerst im früheren Österreich-Ungarn, ab 1912 in Deutschland. Im Jahr 1922 ließ er sich in Dorsten nieder, wo er noch im selben Jahr ein Geschäftslokal für Herren- und Knabenmode mietete. Zwei Jahre später heiratete er seine Frau Getrud (1896-1945), geb. Spanier. 1926 kam ihre gemeinsame Tochter Ilse Reifeisen zur Welt. Sie blieb Einzelkind.

Die Familie erlebte, wie mindestens 17.000 andere Juden polnischer Herkunft, die sogenannte Oktoberdeportation. Als Jude aus der heutigen Ukraine wurde Simon Reifeisen als Jude mit polnischer Herkunft bezeichnet und mit ihm seine Familie. Die Einbürgerung zum Erwerb der preußischen Staatsbürgerschaft war ihm viele Jahre zuvor nicht genehmigt worden. Am 28. Oktober 1938 wurde die Familie verhaftet und gemeinsam mit Tausenden aus ganz Deutschland deportiert – Ziel: Die polnische Grenzstation Zbaszyn. Fünf Monate musste die Familie dort unter schrecklichen Bedingungen verbringen, bis sie schließlich die Erlaubnis für eine befristete Rückkehr bekam.

Aus heute unerklärbaren Gründen konnten Simon und Gertrud Reifeisen die Frist auf Jahre verlängern. Von Dorsten aus gelang es Ilse Reifeisen am 19. Dezember 1939, mit einem Kindertransport nach Schweden auszureisen. Ihre Eltern blieben bis zur ihrer Deportation im Januar 1942 in Dorsten. Immer wieder versuchten sie, aus Deutschland zu fliehen – vergeblich.

Das damals 13-Jährige Mädchen hielt regen Briefkontakt mit ihren Eltern bis zu deren Deportation. Die Briefe zeugen davon, wie die Eltern nach der Emigration ihrer Tochter noch weiter auf ihr Aufwachsen Einfluss nehmen wollten. Ilse wird ermahnt, sich warm genug anzuziehen, Zähne zu putzen und neben Schwedisch doch auch fleißig die Nase in englische Bücher zu stecken. Simon und Gertrud müssen jedoch schnell erkennen, dass sich das elterliche Einwirken mit der Entfernung schnell verliert. Immer wieder tragen Ilses Eltern Bitten um Hilfestellung für ihre eigene Auswanderung an sie heran. Das Mädchen ist damit jedoch oft überfordert.

Ilse Reifeisen, heute Elise Hallin, übergab die Briefe 2010 als Dauer-Leihgabe dem Jüdischen Museum Westfalen.

Material/Technik

Papier, beschrieben

Jüdisches Museum Westfalen Dorsten

Objekt aus: Jüdisches Museum Westfalen Dorsten

Das Jüdische Museum Westfalen entstand aus einer Bürgerinitiative. Bis heute wird es von dem „Verein für jüdische Geschichte und Religion e.V.“ mit...

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