In einer Verfüllschicht aus dem 19. Jahrhundert wurde ein großer bearbeiteter, sehr feiner Sandstein entdeckt. Es handelt sich um das Fragment einer Gussform für ca. 39 cm große Zinnteller des 18./19. Jahrhunderts. Geschirr aus Zinn wurde in Deutschland seit dem Spätmittelalter beliebt, war aber schon vorher bekannt. Aus Zinn oder seltener aus einer minderwertigen Zinn-Blei-Legierung wurden Essgeschirr, Besteck, Becher, Bierkrüge bzw. Deckel für Krüge, Kannen, Kerzenständer, Aschenbecher und andere Haushaltsgegenstände hergestellt. Das Geschirr nutzte sich zwar schnell ab, ist aber, zumindest wenn es sich um reines Zinn handelt, für den Menschen völlig ungiftig. Reines Zinn schmilzt bereits bei ca. 232°C und kann deshalb leicht verarbeitet werden, eignet sich aber aufgrund des niedrigen Schmelzpunktes nicht für Kochgeschirr.
An der zerbrochenen Gussform erkennt man deutlich, dass es sich um eine mehrteilige Form handelte. Sie hat an der Außenkante eine umlaufende Rille bzw. Wulst, so dass mehrere Teile übereinandergestapelt werden konnten und mehrere Teller gleichzeitig gegossen werden konnten. Ebenfalls belegt die Gussform das Zinngießerhandwerk in Soest, das von der Mitte des 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts durch einige namentlich bekannte Gießer in der Altstadt bezeugt ist. Einer von ihnen, Johann Brisken, lebte und arbeite in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts fast in direkter Nachbarschaft zum Fundort der Form.