In den schlichten Rundstab aus rotbraunem, lackierten Holz ist ein sich nach oben verbreiternder, polygonaler Horngriff mit kreisförmiger Elfenbeineinlage eingelassen. Wie bei den heutigen Walking-Stöcken hält ein Band den Stock am Handgelenk. Das zweifarbige, geflochtene Lederband ist mit kräftigen Metallösen fixiert.
Laut Überlieferung der Spender, den Geschwistern Berkey aus Eppenhausen, stammt der Wanderstock von Karl Ernst Osthaus. Leider ist nicht bekannt, wer den Stock gestaltet hat. Möglicherweise ist er ein Produkt aus dem Hagener Handfertigkeitsseminar.
Karl Ernst Osthaus vertrat die Ansicht des „mens sana in corpore sano“. Daher forderte er in den Konzepten zu seiner geplanten Folkwang-Schule in Hohenhagen sowohl die Ausbildung des Körpers wie auch die Ausbildung der Sinne. „Nach einer Zeit, die Geist und Körper mißhandelte, […] wollen wir ein Dasein, dem die Entwicklung von Geist und Körper Selbstzweck ist“, forderte er ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. „Darum sei körperliche Erziehung, wie im Altertum, die Grundlage zu jeder weiteren.“
Osthaus selbst versagte sich zur Fortbewegung den Luxus eines Automobils wie auch den eines Einspänners. Für seinen täglichen Weg vom Hohenhof in Eppenhausen zum Folkwang-Museum in der Innenstadt nutzte er häufig die Straßenbahn. Doch auch zu Fuß bewältigte er die gut drei Kilometer lange Strecke. Seine jüngste Tochter Imogen erinnerte sich: „Oft bin ich an seiner großen Hand den Remberg hinaufgewandert, wenn ich nach der Schule ihn abholen durfte.“
Birgit Schulte
Quelle: Stadtmuseum Hagen, Inv.-Buch Heimatmuseum, Nr. H 1716.