Die Porzellanfigur zeigt eine Tänzerin in exzentrischer Pose, die linke Hand in die Hüfte gestützt, das rechte Bein rechtwinklig angehoben und den rechten Arm in einer exaltierten Haltung auf das rechte erhobene Bein gestützt. Ihr Kostüm ist ebenso exzentrisch wie die Pose selbst: Pluderhosen, ein kurzes Jäckchen und vor allem die Kopfbedeckung mit dem kronenartigen Aufsatz vermitteln einen exotisch-fremden Eindruck. Dieser wird durch die phantasievolle farbige Bemalung der Figur noch verstärkt. Die Sammlung Wulff besitzt zwei Exemplare der Figur in unterschiedlicher Farbgebung.
Constantin Holzer-Defanti hat die Figur im Jahr 1919 für die Firma Rosenthal, Selb entworfen. Er hat die Tänzerin nicht in einer raumgreifenden Bewegung, sondern in verharrender Spannung eingefangen.
Reales Vorbild für die Porzellanfigur war die skandalumwitterte deutsche Tänzerin Anita Berber (1899-1928). Sie trat 1917 im Berliner Apollo-Theater mit verschiedenen Tanzchoreographien, darunter mit ihrem sog. Koreanischen Tanz auf. In ihren Tänzen des Lasters, des Grauens und der Ekstase rebellierte sie gegen Tradition und bürgerliche Moral. Anita Berber wurde später berühmt als Schauspielerin in zahlreichen Stummfilmen, darunter 1922 in Dr. Mabuse, der Spieler von Fritz Lang. Ihr früher Tod ließ sie zur Legende werden.
(Text: Gabriele Koller)